LVR baut Psychiatrie barrierefrei
Bei einer Führung durch den Rohbau der Gerontopsychiatrie stellte Klinikvorstand Holger Höhmann das fünf Millionen Euro teure Projekt vor.
Langenfeld. Metallstützen, Gerüstteile und etliche Stolperfallen: Noch ist der Neubau auf dem Eckgrundstück Lessing-/Solinger Straße von Barrierefreiheit weit entfernt. Doch es ist ja auch noch genau ein Jahr hin bis zur Eröffnung des Gerontopsychiatrischen Zentrums (GPZ), in dem die LVR-Klinik ältere Menschen mit psychischen Erkrankungen und seelischen Störungen behandeln wird. Die Barrierefreiheit sei einer der Hauptgründe für das inklusive Grundstückskauf mit fünf Millionen Euro veranschlagte Projekt, sagte Klinikvorstand Holger Höhmann gestern bei einer Besichtigung des Rohbaus. Das heutige GPZ an der Kreuzstraße habe keinen Aufzug und zu wenig Bewegungsfläche.
Hartmut Belitz, Chefarzt der Gerontopsychiatrie
In der Ambulanz und Tagesklinik des GPZ werden Höhmann zufolge montags bis freitags bis zu 21 Senioren behandelt; vor allem aus Langenfeld, Monheim und Hilden, fallweise auch aus anderen Städten der Region. „Sofern es nötig ist, holt ein Fahrdienst sie morgens zu Hause ab und bringt sie abends dorthin zurück.“ Nach Angaben von Hartmut Belitz, Chefarzt der Gerontopsychiatrie, gehören zu den seelischen Störungen der älteren Patienten vor allem Depressionen, akute Lebenskrisen, Demenzerkrankungen oder chronische Psychosen. Rund 20 Mediziner, Psychologen, Therapeuten und Pflegekräfte werden sich um die Patienten kümmern.
Wie Architektin Kerstin Gierse beim Rundgang erläuterte, werden die Flure weit und durch die Glasfassade auf der Gartenseite von Tageslicht erhellt sein. Belitz zufolge ist es sehr wichtig, dass im Gegensatz zum heutigen GPZ an der Kreuzstraße im Neubau auch die obere Etage mit Fahrstuhl gut erreichbar sei und sich das Raumangebot für die Ambulanz vergrößere. Das verbessere Untersuchungs-, Behandlungs- und Therapiemöglichkeiten, aber auch die Arbeitssituation für das im Lauf der Jahre vermehrte Personal.
„Die neue Tagesklinik ist auf Zuwachs ausgelegt“, sagt Belitz. Denn mit der in Deutschland anhaltenden Volksalterung steige auch die Zahl psychisch kranker Älterer, die entsprechende ambulante wie auch (tages-)klinische Diagnostik- und Behandlungsangebote benötigen. „Neben den verschiedenen Demenzerkrankungen, im Vordergrund die Alzheimerdemenz, sind dies besonders Depressionen und akute Lebenskrisen.“ Hinzu kommen nach Angaben des Chefarzts seelische Störungen durch Veränderungen und oft auch Einschränkungen, die das Älterwerden mit sich bringt. „Vermehrt sehen wir auch Ältere mit Abhängigkeitserkrankungen, sei es durch Alkohol oder etwa durch Beruhigungsmedikamente.“
In der tagesklinischen Behandlung bleiben die Patienten nach Angaben von Klinik-Chefärztin Jutta Muysers unter der Woche bis zum Abend im GPZ, verbringen jedoch die Nächte und das Wochenende zu Hause. „Wir hatten lange nach einem Grundstück in adäquater Lage zu dem heutigen Gelände an der Kreuzstraße gesucht“, sagte Belitz. Der neue Standort an der Lessing-/Solinger Straße erfülle die Ansprüche. „Eine Bushaltestelle ist ebenso in der Nähe wie Einkaufsmöglichkeiten, Restaurants und Sportmöglichkeiten. Es gehört zur Behandlung dieser Patienten, dass sie draußen alltagsrelevante Dinge tun.“