Wacken: Heavy-Metal-Rocker singt mit Technik einer Operetten-Diva
Matthias Kupka ist Sänger der Band „Emergency Gate“. Die Gruppe tritt beim weltweit größten Metal-Festival in Wacken auf.
Monheim. 800 Zuschauer beim Rhein-Rock Mitte Juli in Monheim, mehr als 80 000 beim Wacken Open Air, das Samstagabend endet — ein krasser Kontrast, den die Band „Emergency Gate“ (engl. für „Notausgang“) erlebt. Mit der Band aus München steht Matthias Kupka auf der Bühne, Monheimer und Inhaber des House of Rock an der Monheimer Straße.
„Wir freuen uns schon total auf Wacken“, sagt Kupka, der Sänger der Band. Für ihn ist der Auftritt beim weltweit größten Metalfestival gar nicht so besonders, denn schon mit „Suidakra“ stand er auf der Bühne in dem schleswig-holsteinischen Städtchen. Beim diesjährigen Wacken Open Air spielt „Emergency Gate“ Samstag auf der „Headbangers Stage“ von 19.50 bis 20.20 Uhr. „Das ist eine extrem gute Zeit“, sagt Kupka erfreut.
Während er und seine früheren Bandkollegen hinter der Bühne hausen mussten, geht es mit „Emergency Gate“ ins „Artist Village“, zusammen mit anderen Größen der Metal-Szene. Kupka: „Im Tourbus hat jeder sein eigenes Bett, es ist klimatisiert und wirklich komfortabel.“
Doch wie kommt ein Monheimer überhaupt an eine Band aus München? „Die haben mich live gesehen, angeschrieben, und ich bin dann ganz spontan runter geflogen. Hab’ was vorgesungen und es passte sofort“, sagt der Monheimer. „Seitdem machen wir Musik.“ Das war 2008.
„Melodic Death Core mit Electronic Parts“ nennt sich die Musikrichtung, die „Emergency Gate“ ausmacht. „Mein Gesang ist mal rau, dann wieder clean und melodisch, und es wird viel gescreamt“, beschreibt Kupka die Stilrichtung. Halsschmerzen von dem Geschrei bekomme er nicht, versichert er. „Man verwendet dieselbe Technik wie beim Operettengesang, wenn man es richtig macht.“
Sechs Alben hat die Band veröffentlicht, vier davon mit Kupka. Geprobt wird einen Tag vor einem Auftritt, alles andere wird über das Internet geregelt. „Wir können uns aufeinander verlassen.“ Deswegen verlässt Matthias Kupka, der seit fast drei Jahren verheiratet ist, das Rheinland auch nicht dauerhaft.
Derzeit sind „Emergency Gate“ viel unterwegs, haben im März sogar in China gespielt. An die zwei Auftritte in Peking und Shanghai erinnert sich Kupka gerne zurück: „Das war wie im Traum. Die Leute haben uns richtig gefeiert.“ Das Nebeneinander von teuren Autos, Häusern und der Armut des Volkes ist bei dem 32-Jährigen jedoch hängengeblieben. „Das war wirklich extrem. Da ist man echt ins Grübeln gekommen.“ Mit „Sex, Drugs and Rock’n’Roll“ sei so eine Tour nicht durchzustehen. „Es gab Zeiten, da habe ich das Rocker-Leben genossen, doch mittlerweile achte ich mehr auf mich.“ Alkohol vor dem Auftritt und auf der Bühne ist inzwischen tabu.