Wenn Senioren sich schämen
Elmar Borgmann vom SKFM referierte im Boehm-Haus über die soziale Situation in Monheim. Für ihn ist die Altersarmut und die Scham vieler Betroffener ein wichtiges Thema.
Monheim. „Monheim hat keine soziale Schieflage. Auch wenn es oft behauptet wird. Und damit das so bleibt, ist jeder kleine Beitrag ehrenamtlichen Engagements gefragt.“ Das sagte Elmar Borgmann, Geschäftsführer des Monheimer SKFM (Sozialdienst katholischer Frauen und Männer), vor etwa 50 Besuchern am Montagabend im Boehm-Haus. Eingeladen hatte der Verband der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung (KKV).
„Es darf nicht länger Arbeitslosigkeit und soziale Ungleichheit in unserem Land geben. Armut und Reichtum gehen immer mehr auseinander“, sagte Borgmann. Als Monheimer Zahlen nannte er: „Im März waren 1596 Personen (7,84 Prozent der Bevölkerung) arbeitslos. Davon waren 43 Prozent Frauen. In NRW sind 8,2 Prozent arbeitslos.
Die Altersarmut verschont auch Monheim nicht. Es gibt 472 registrierte Fälle. Während die Armutsquote bundesweit zwischen 14 und 15 Prozent liegt, ist sie in der Rheingemeinde bei 14,2 Prozent. Das trifft vor allem Familien und Alleinerziehende. Den Hauptgrund dafür sieht Borgmann darin, dass gerade Alleinerziehende es sehr schwer haben, den Wiedereinstieg in einen Beruf zu schaffen. Deshalb müsse der Bund die Grundsicherung “nach oben schrauben“.
Der SKFM ist in Monheim seit mehr als 50 Jahren tätig. Hier unterhält er unter anderem die Wärmestube, die städtischen Notunterkünfte (Zöllnerhaus an der Nieder-/Rhenaniastraße), einen Mittagstisch sowie Hilfen bei der Versorgung von Wohnraum und in schweren Lebenslagen. Hauptsächlich finanziert sich der Sozialdienst durch den Europäischen Sozialfonds sowie durch Spenden und Eigenmittel.
Besonders wurde an diesem Abend die „Tafel“ hervorgehoben, bei der für ein geringes Geld (drei Euro pro Tüte) Lebensmittel aller Art mit einem Berechtigungsschein des Sozialamtes erworben werden können. Hierzu ein Helfer: „Es können noch mehr zur Tafel kommen. Wir haben reichlich Lebensmittel da. Deshalb der Aufruf: Niemand sollte sich schämen!“
42 Ehrenamtler sind aktiv. 600 bis 800 Menschen werden mit Lebensmitteln erreicht. Aber es könnten noch mehr sein. Borgmann schätzt, dass von den fast 500 registrierten Fällen der Altersarmut mindestens 20 Prozent aus Scham das Angebot der Tafel nicht nutzen.
Das Problem ist auch dem Seniorenbeirat bekannt. „Es ist unheimlich schwer, die alten Leute davon zu überzeugen, dass sie sich nicht schämen müssen“, sagt Mitglied Ingeborg Lange. Ihr Kollege Georg Welbers überlegt anzuregen, dass das Thema im Beirat diskutiert wird. Letztlich müsse man jeden einzelnen Betroffenen überzeugen. Mehr Infos zu dem Thema gibt es im Rathaus unter Telefon 02173/951 500 im Bereich Soziales.