Werbekampagne in der Laube

Den Kleingärtnern in Monheim fehlt der Nachwuchs. Gab es früher lange Wartelisten, bleiben die Parzellen heute leer.

Monheim. Der Koi-Teich ist Josef Beldas größter Stolz. In ihm angeln die Gartenzwerge, ein Netz ist darüber gespannt. „Wenn ich abends hier sitze und den Fischen zusehe, kann ich mich völlig entspannen“, sagt der 53-Jährige. Die Parzelle 38 in der Kleingartenanlage Im Baumberger Feld ist seine Oase. Vor 15 Jahren traten er und seine Frau in den Verein ein, kauften das rund 300 Quadratmeter große Grün. Seine zwei Kinder sollten zwischen Pflanzen und selbst gezüchtetem Gemüse aufwachsen.

Noch immer kommt Belda täglich her, investiert etwa vier Stunden in die Gartenarbeit. Seit er im Vorstand des Vereins ist, fällt auch jede Menge Büroarbeit an. „Ich höre mir gerne die kleinen Sorgen und Nöte der Kleingärtner an“, sagt er. Streitereien zwischen den Parzellenbewohnern gebe es aber kaum.

Ein ganz anderes Problem haben die Kleingärtner aller Vereine. Der Nachwuchs fehlt. „Der demografische Wandel macht auch im Kleingarten nicht halt. Immer mehr langjährige Mitglieder scheiden aus Altersgründen aus“, sagt Monika Dierdorf, Vorsitzende des Stadtverbands Monheim für Kleingärtner.

Während es früher Wartelisten für Interessenten gab, fällt es heute schwer, für freistehende Parzellen in den vier Anlagen im Stadtgebiet neue Pächter zu finden. „Wir wollen in Monheim frühzeitig auf das Problem aufmerksam machen“, sagt Dierdorf. Zurzeit stehen in den vier Anlagen bislang nur jeweils ein bis zwei Parzellen frei. „Doch in anderen Städten sieht es schon viel gravierender aus“, sagt Dierdorf.

Steht die Parzelle frei, wird von einem unabhängigen Wertermittler eine Ablösesumme geschätzt. Diese muss dann vom neuen Pächter gezahlt werden. Je nach Alter und Größe der Parzelle fallen 4000 bis 9000 Euro an. Hinzu kommen die Kosten für Strom, Wasser und Vereinsmitgliedschaft. „Man kann etwa mit einem Euro am Tag rechnen“, sagt Dierdorf.

Der neue Pächter muss in den Verein eintreten und sich an der Bau- und Gartenordnung orientieren. „Das ist nichts, um den Gärtner zu ärgern. Es sind sinnvolle Spielregeln, etwa welche Hecken zu pflanzen sind“, sagt Helmut Nieswand, Geschäftsführer des Stadtverbands. Jedes Vereinsmitglied habe auch Gemeinschaftsstunden zu leisten — Gartenarbeiten außerhalb seiner Parzelle oder die Hilfe bei Organisationen von Festen.

Doch das sei der Knackpunkt, glauben die Kleingärtner. „Viele junge Leute wollen sich heute nicht mehr an einen Verein binden“, vermutet Nieswand. „Lieber gehen sie an den Rhein grillen oder verbringen einen Tag auf der Bürgerwiese.“

Für Josef Belda wäre das keine Alternative. „Wir hatten das Glück, dass zwei junge Familien im vergangenen Jahr Pächter geworden sind. Sie fühlen sich sehr wohl — und bringen Leben in die Anlage“, sagt er. „Eine Anlage ohne Kinder ist tot.“ Und das sei die Meinung aller Kleingärtner.