Langenfeld Wo Kitsch, Kunst und Krempel wenig kostet
Langenfeld. · Die Kundschaft in der 650-Quadratmeter-Trödelhalle ist so vielfältig wie das Angebot.
Die Zufahrt zur Halle ist etwas versteckt im Gewerbegebiet am Winkelsweg in Richrath. Wer sie findet, trifft erst einmal auf Jens Grewe, den Hallenmanager. Er sitzt direkt hinter dem Eingang der eigentlichen Halle in seinem Büro vor dem Computer. Etliche Monitore wie im Kaufhaus zeigen ihm in seiner Schaltzentrale, wer gerade wo stöbert.
An diesem Vormittag in den Ferien sind es noch nicht einmal eine Handvoll Kunden. Zwei kommen, um Pakete aufzugeben oder abzuholen. Ein Shop des Paketzustellers Hermes ist die Halle nämlich auch. Ich schaue mich solange um: Auf zwei Ebenen und 650 Quadratmetern stehen Sitzgarnituren und Möbel aller Art: der antike Schreibtisch neben der dänischen Sitzgarnitur, Trödel, Sammlerobjekte und Hausrat; Originalverpacktes neben Abgenutztem. Küchen, Geschirr, jede Menge Lampen, Kleidung, Spielzeug – das Angebot erschlägt einen förmlich.
Mitbesitzer der Halle ist Frank van der Sande, der mit Kompagnon Ralf Lampei seit zwölf Jahren in Langenfeld Trödel anbietet. Das ist aber nur eins seiner Standbeine: „1998 haben wir in Düsseldorf als Entrümpler angefangen. 2007 sind wir dann nach Langenfeld umgezogen. Die Halle hier liegt verkehrsgünstiger“, meint der Unternehmer. Die Firma Lampei und van der Sande macht „Haushalts-, Geschäfts- und Firmenauflösungen, Entkernungen und Rückbauten zum Festpreis“, zählt van der Sande auf. Außerdem kauft sie Restposten und Angebote aller Art.
Beispiele gefällig? „Vor einiger Zeit bot uns ein Ehepaar, das 30 Jahre lang Barbies gesammelt hatte und sich jetzt scheiden ließ, seine Sammlung an. Etwa 4000 Barbies, unbespielte Sammlerstücke.“ Oder: „Wir haben einen Posten von 1000 Lampen gekauft und kürzlich die Uhrensammlung eines alten Ehepaares.“ Das Überbleibsel einer Galerieauflösung, eine riesige Lara Croft, thront zwischen den beiden Verkaufsebenen.
„Wir schleudern die Sachen raus“, lockt der Händler. „Wir informieren uns über den tatsächlichen Wert und bieten die Sachen für die Hälfte an. Handeln ist immer möglich.“
Ein besonderes Schnäppchen steht gleich am Eingang zum Büro: Ein motorisierter Krankenfahrstuhl, „sechs Monate alt, Neupreis 2300 Euro, wurde nur in der Wohnung benutzt“, erklärt Jens Grewe, der aus seinem Büro herausgekommen ist. Das Gefährt wird aktuell für 950 Euro angeboten.
Es gibt alte Klaviere für 150 Euro, Kronleuchter für 50 bis 70 Euro, einen Designtisch für 500 Euro, der woanders angeblich für 1200 Euro angeboten wird. Die günstigen Preise begründet Grewe ganz schlicht: „Wir sind keine Antiquitätenhändler. Die kaufen gerne bei uns ein und verkaufen mit Gewinn weiter.“
In der Zwischenzeit hat sich eine Kundin in die Halle verirrt. Sie probiert mehrere alte Fleischwölfe aus und schaut sich ausgiebig um, nimmt Gegenstände in die Hand und kommentiert sie: „Dies Püppchen hier, so was hatten wir früher auch.“ Sie entdeckt zwei alte Teddybären, 50er, 60er Jahre, und schwelgt offenbar in Erinnerungen. „Faszinierend, dass man nichts mitnehmen kann. Hier wird es einem so deutlich“, philosophiert sie. Ute Preckbillner aus Langenfeld kommt öfter mal vorbei zum Schauen. Gekauft hat sie noch nichts, sagt sie. Auch diesmal nicht.
Jens Grewe arbeitet seit zwölf Jahren für Lampei und van der Sande. Wer die Kunden sind? „Jeder. Flüchtlinge, die sich Hausrat, Töpfe oder Ventilatoren kaufen. Junge Paare, die hier eine gebrauchte Küche finden oder einen Ersatz für den defekten Kühlschrank. Mit dem Bentley ist hier auch schon jemand vorgefahren.“ Viele Händler seien Stammkunden, „mit denen duze ich mich“.