Wie der Staat Vertrauen verspielt

Zu: Radarfalle in Monheim an Fronleichnam

Donnerstag, 26. Mai 2016, Fronleichnam, Monheim am Rhein. Herrliches Wetter, 23 Grad, 12.30 Uhr. Das Leben ist schön an Tagen wie diesen, besonders in der beschaulichen Kleinstadt. Die Menschen schauen weniger traurig drein als gewöhnlich, die Vögel zwitschern. Alles ist grün. Allein der Staat schickt sich in Form der Kreispolizei Mettmann an, den Menschen an diesem freien Tag die Laune zu verderben. Bei der Fahrt zur S-Bahn Langenfeld stelle ich auf der Opladener Straße in beide Fahrtrichtungen eine mobile Verkehrsüberwachung fest. Die Blitzer werden von einem Beamten mit rundlicher Statur im Fahrzeug sitzend und zeitunglesend beaufsichtigt. Die Geräte stehen nicht etwa in der Stadt, wo es vielleicht Sinn machen würde. Nein, der Standort scheint bewusst gewählt. An dieser kerzengeraden Stelle verändert sich das Tempolimit von der Landstraße (70 Stundenkilometer) rasant auf Tempo 50 innerorts. Stadtauswärts befindet sich die Falle direkt hinter der letzten Ampel und einer Bushaltestelle stadtauswärts. Es trifft also diejenigen, die noch schnell über die Ampel wollen oder im Hinblick auf abnehmende Bebauung das in wenigen Sekunden geltende Limit von Tempo 70 vorwegnehmen. Jeder gewinnt den Eindruck: Abzocke, nicht Verkehrssicherheit stehen im Fokus. Damit aber verspielt der Staat weiter vertrauen. Weshalb gängelt er seine Bürger; an einem solchen Tag noch dazu. Eine Polizei und ein Innenminister die nicht in der Lage sind, in unserer Stadt eine beispiellose Serie von Brandstiftungen, Einbrüchen, Raubüberfällen und gesprengten Geldautomaten zu verhindern oder wenigstens aufzuklären, gleichzeitig aber Beamte mit Feiertagszuschlag einsetzt, um seine Bürger zu ärgern, verspielen jeden Kredit. Wenn am nächsten Wahlabend einmal mehr Nichtwähler und AFD in der Mehrheit sein sollten, wundern Sie sich nicht. Das Versagen von Innenminister, Landesregierung und Polizei sind vielleicht nicht der entscheidende Grund, aber sicherlich mitursächlich. Maßnahme findet keine Akzeptanz - Viele Bürger wehren sich Mut macht der festzustellende Widerstand. Wenngleich möglicherweise nicht legal, vermag auch die Bußgeldandrohnung des Staates nicht zu verhindern, dass bei meinem mehrmaligen Passieren der Stelle jedes Mal zahlreiche Fahrer ihre Mitmenschen durch Lichtzeichen warnen. Auch und gerade in Zeiten deutlich größerer Probleme sollten wir die Chance nutzen, das Zusammenleben durch einfache Dinge angenehmer zu gestalten - die Maßnahme der Polizei heute trägt hierzu jedenfalls nicht bei.

Dr. Olaf Hiebert

Monheim

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