Aktion für Flutopfer
Zwei junge Männer ohne Job stellen erfolgreiche Aktion für Flutopfer auf die Beine.
Mettmann. Die Bilder von den überfluteten Gebieten in Süd- und Ostdeutschland haben Marcel Florian (29) nicht mehr losgelassen. Gestern ist der Mettmanner mit seinem Freund Lars Peters (22) und weiteren Helfern nach Deggendorf aufgebrochen. Eine Woche lang haben sie in Mettmann Spenden für die Flutopfer in der bayerischen Stadt gesammelt. „Die Aktion war einfach ein Bauchgefühl“, sagt Marcel Florian.
Florian ist arbeitslos, bekommt Hartz IV. „Da kann ich helfen“, dachte sich der junge Mann, der zuletzt als Call-Center-Agent für einen namhaften Telefonanbieter arbeitete. „Ich hab’ damals entschieden, dass ich das alles nicht mehr mitmache.“ Die Profitgier des Unternehmens und das Verkaufen von Verträgen um jeden Preis, „wollte ich nicht länger unterstützen“, sagt Florian.
Sein Freund Lars Peters ist auch arbeitslos. Als Maler wurde ihm Anfang des Jahres gekündigt, weil die Firma pleite ging. „Als ich ihm von der Idee, den Flutopfern zu helfen, erzählte, war er sofort dabei. Auf ihn kann ich mich immer verlassen“, sagt Florian.
In einem Raum der evangelischen Kirchengemeinde an der Donaustraße hatten die Freunde Kleidersäcke und Kisten bis unter die Decke gestapelt. „Ich habe überall rumtelefoniert, aber nur die evangelische Kirche war sofort bereit, uns zu unterstützen“, sagt Florian.
Pfarrer Jürgen Artmann war ebenso von der Hilfsaktion begeistert, wie viele Mettmanner, die ihre Spenden zur Donaustraße brachten. Über Mund-zu-Mund-Propaganda und via Facebook hatten sie vom Aufruf gehört.
„Irre, was da zusammengekommen ist“, staunten Florian und Peters, die sich vor Hilfsbereitschaft kaum retten konnten. Florian: „Ursprünglich wollten wir mit einem Sprinter runterfahren, hatten nur im Freundes- und Bekanntenkreis um Spenden gebeten. Aber die Aktion wurde immer größer.“
Und so bekamen die Mettmanner sogar Lebensmittel, Putzmittel, Fernseher, Waschmaschinen und Kleinmöbel. „Die Leute haben sogar gefragt, ob wir auch Einbauküchen, neue Polstergarnituren, Schränke und andere Möbel gebrauchen können“, sagt Florian. „Und ganz süß“, sagt Peters, „waren die Kinder hier aus dem Kindergarten, die morgens mit ihren Müttern kamen und uns Spielzeug gaben, das sie aussortiert hatten.“
Deshalb denkt er schon darüber nach, einen zweiten Hilfstransport auf die Beine zu stellen. „Mal gucken, was die Menschen brauchen“, sagt Florian. Doch dann bräuchte er auch mehr Lagerkapazitäten. Da müsste der Bürgermeister mithelfen, sagt er, damit die Möbel gelagert werden könnten.
„Mit der Aktion will ich zeigen, dass man was erreichen und Menschen helfen kann — egal, wie klein man ist“, sagt Florian. Und er will Menschen Mut machen, „nicht nur in Deggendorf, sondern auch hier. Dass es Leute gibt, die sich um andere kümmern“.
Die Idee kam auch bei der Mettmanner Spedition Jachmann so gut an, „dass wir einen Sprinter für den Transport zur Verfügung stellen. Das ist unsere Spende“, sagte gestern Junior-Chefin Sandra Jachmann.