Autodieb fährt mit gestohlenem Fahrzeug in eine Radarfalle

Ein 33-jähriger Mann aus Litauen muss nun neun Monate in Haft.

Wuppertal/Mettmann. Nicht immer ist in Mettmann morgens um sieben die Welt noch in Ordnung. Vor allem dann nicht, wenn der Familienhund mit Entsetzen feststellt, dass er nachts so tief geschlafen hat, dass der Familienporsche Carrera 4 S — eigentlich bekannt für sein maskulines Anlassgeräusch — ganz still und leise, auf ungesetzliche Weise aus dem Carport an der Haydnstrasse verschwinden konnte.

Und möglicherweise wäre dieser nächtliche Diebstahl des 100 000-Euro-Vehikels im Mai 2016 auch noch ungeklärt geblieben. Es hätte dann auch keine Verhandlung gegen einen 33-jährigen Litauer beim Landgericht Wuppertal gegeben, hätte dieser nicht die Radarfalle am Autobahnkreuz Wuppertal-Nord übersehen — eigentlich ein folgenschwerer Anfängerfehler.

So jedoch erhielt die Polizei ein perfektes Porträt des wegen Bandenhehlerei einschlägig Vorbestraften. Damit konnte man den Mann gezielt per internationalem Haftbefehl suchen lassen und war wenig später in Frankreich — kurz vor dessen Überfahrt nach England — erfolgreich. Mit diesem Diebstahl in Mettmann hatte der nun angeklagte Autodieb zusätzlich gegen Bewährungsauflagen in den Urteilen der Gerichte Vechta und Münster verstoßen.

Der Angeklagte hatte für 200 Euro pro Tag exklusive Fahrzeuge — darunter große BMW, Mercedes und Audi ausgeschlachtet. Ein sattes und verlockendes Plus gegenüber den 380 Euro im Monat, die er legal in seinem Beruf in Litauen verdienen konnte. Den Diebstahl des Mettmanner Porsches konnte er nicht widerlegen, obwohl kurz die Behauptung eines „nicht abgeschlossenen Autos mit steckendem Zündschlüssel“ im Raum stand. Die Polizei konnte ihm nachweisen, dass die elektronische Startmöglichkeit (Keyless Go) durch Abfangen (Scannen) der Funkimpulse und die anschließende Duplizierung des Fahrzeugschlüssels überlistet worden war.

Eine Methode, die über einen Laptop mit entsprechender Ausrüstung für einen ‚Profi’ sehr schnell und erschreckend unauffällig zum Erfolg führen kann. Ein hoher Preis für die lässige Bequemlichkeit des Keyless Go, das mittlerweile bei allen Automarken im Einsatz ist. Welcher Autofahrer achtet denn auch auf unbekannte Autos mit unbekannten Insassen, die mit einem Laptop oder Smartphone herumspielen? Ungeklärt blieb die Frage, ob der Dieb alleine gearbeitet hat — was er der Polizei gegenüber behauptete. Oder mit Komplizen, wie es arbeitsteilig bei solchen Vorgängen überwiegend der Brauch ist. Auch die interessante Frage nach einem Diebstahl auf Bestellung wurde beim Landgericht nicht weiter verfolgt, dürfte aber die Fahnder bei der Polizei weiter beschäftigen: Immerhin verschwanden etliche BMW, zuletzt in Hilden.

Das Gericht folgte mit seinem Urteil schlussendlich dem Plädoyer der Staatsanwältin, die wegen der noch laufenden Strafen, deren Bewährung verwirkt ist, für diesen Fall eine Haftstrafe von neun Monaten ohne jede Bewährung forderte. Die 100 000 Euro für den Porsche hatte der Besitzer noch nicht bezahlt. Der Wagen war geleast.