Hier versteckt sich ein Orchester
Ihre ersten Töne ließ die Orgel in St. Lambertus 1912 erklingen. Mehrfach wurde sie umgebaut und ist heute einzigartig im Kreis.
Mettmann Am 8. Dezember 2017 hat die Unesco die deutsche Orgelmusik und den deutschen Orgelbau in die Liste des immateriellen Weltkulturerbes aufgenommen und damit landauf — landab große Begeisterung bei den Freunden dieser Königin der Instrumente hervorgerufen.
Matthias Röttger, Kantor an St. Lambertus in Mettmann und Regionalkantor, erfüllte die Nachricht mit Freude und Genugtuung, denn damit wird der Zulauf zu Orgelkonzerten wohl nochmals einen Schub nach vorne bekommen. Seine Orgel in St. Lambertus ist eine Stahlhut/Späth-Orgel.
Bereits 1912 war die erste Orgel in der Pfarrkirche von der Aachener „Orgelbau-Anstalt“ Stahlhut fertiggestellt worden, und sie hat mit zwei Manualen, Pedal und 28 Registern damals genau 14 522 Mark gekostet.
1994 ging der langjährige Kantor von St. Lambertus, August Dreiling, in den Ruhestand und Matthias Röttger wurde zum Nachfolger berufen. Damit begann eine Erfolgsgeschichte, die ihresgleichen sucht. Noch im selben Jahr wurde ein Förderverein für Orgelbau und Kirchenmusik an St. Lambertus gegründet. Eine Reihe von CDs hat Röttger selbst auf der Orgel eingespielt und der Erlös wanderte in die Finanzierung einer notwendigen Restaurierung.
Der Förderverein nutzte alle Gelegenheiten, ob bei Festen auf dem Markt, ob Sommer oder Winter, immer gab es etwas, das verkauft werden konnte und die Marmeladenaktionen sind schon legendär. Endlich, im Jahre 1997, vergab die Kirchengemeinde den Auftrag einer umfangreichen Orgelrestaurierung an die Freiburger Orgelwerkstatt Hartwig Späth, die erst 2011 fertiggestellt wurde, da die Finanzierung nur eine schrittweise Erneuerung erlaubte.
Nunmehr verfügt die Stahlhut/ Späth-Orgel über drei Manuale mit 43 Registern, Pedal und 2600 Pfeifen — eine gewaltige Steigerung, allerdings auch bei den Kosten (über 600 000 Mark).
Seltene Register sind dazu gekommen, die die Lambertus-Orgel zu einem außergewöhnlichem Instrument im Kreis werden ließ: vox humana, carillon Glockenspiel 3-fach und clarinette.
Auch die Stimmung der Orgel hat ihren ursprünglichen, romantischen Klang wieder erhalten und Matthias Röttger liebt neben dem großen Meister Johann Sebastian Bach vor allem auch die deutschen und französischen Romantiker.
Aber der Kantor denkt weiter und lässt zunehmend Werke von Musikerkollegen in seine Programme einfließen. Auf der neuen CD, die er vor kurzen vorgestellt hat, ist eine wunderschöne Komposition von Klaus Wallrath zu hören, der seit vielen Jahren Kantor an St. Margaretha in Gerresheim ist.
Mit der Digitalisierung der Orgelmusik hat der Regionalkantor überhaupt keine Probleme. Mithilfe einer neuen Technik können Orgeln eigene Klänge programmieren, von jeder Taste könne jedes Register angesteuert werden, die dadurch noch umfangreicher werden — und von St. Antonius in Düsseldorf Oberkassel erzählte er, dass man dort digital bereits angekommen sei.
Matthias Röttger ist mit seiner Orgel glücklich und auf seine Konzerte freuen sich viele Musikliebhaber. Unvergessen bleibt sein fulminantes Spiel mit der Orgelsinfonie von Charles Widor, einem der ganz großen Franzosen der Romantik.