Biotope schaffen Lebensraum für Tiere

Feuchtwiesen, Kleingewässer oder Blühstreifen wirken dem Artensterben entgegen.

Foto: Gutmann

Kreis Mettmann. Seit Veröffentlichung der Krefelder Langzeituntersuchung ist das Thema „Insektensterben“ in aller Munde. Die Menge der Fluginsekten hat demnach in den vergangenen 25 Jahren um bis zu 80 Prozent abgenommen. Laut Bundesamt für Naturschutz ist das Artensterben noch umfassender. „Beispielhaft für den eklatanten Artenschwund stehen die Bestandsrückgänge bei wildwachsenden Pflanzenarten, Vögeln in der Agrarlandschaft und Insekten“, heißt es im Agrar-Report 2017. Nun hatte der Beirat bei der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Mettmann zu einer Vortrags- und Diskussionsveranstaltung unter dem Titel „Artenschwund — Was tun?“ eingeladen.

Zum Auftakt referierte Professor Werner Kunz von der Düsseldorfer Heine-Uni über die Gründe für das Artensterben der letzten 40 Jahre. Seiner Ansicht nach kann man viele der verschiedenen Ursachen unter „Überwachsen der Landschaft“ zusammenfassen. Dazu verglich er Fotos von offenen Landschaften in Rumänien und dem Deutschland vor 150 Jahren mit der Situation heute. Statt niedriger Wiesen mit blühenden Kräutern, offener Erde und nackter Felskanten herrschten heute Fichtenwälder, dicht bepflanzte Äcker und eintönige Grasweiden vor. „Wer sich mit Schmetterlingen auskennt, sieht mit einem Blick, dass die dort nicht leben können“, sagt Werner Kunz. Auch zuviel Ordnung und Reinlichkeit sorgten dafür, dass Dörfer in Deutschland inzwischen „spatzenfrei, schwalbenfrei und eidechsenfrei“ seien. Die Vorstellungen einer romantischen Naturlandschaft deckten sich nicht mit den tatsächlichen Anforderungen an Lebensräume für Schmetterlinge, Rebhühner und Fledermäuse.

„Die Biotope sind weg“, sagt Werner Kunz. Orte, wo heute noch artenreiches Leben herrsche, seien etwa Asche-Deponien in Braunkohletagebauen oder Truppenübungsplätze. Darüber hinaus könne man von der Landwirtschaft aber nicht verlangen, sich zurückzuentwickeln. „Biotope müssen heute künstlich erzeugt werden. Ich sehe keine andere Möglichkeit“.

Was man tun kann und was schon getan wird, darüber berichteten die Landwirte Bernd Kneer und Johannes Kircher. Kircher etwa hat 2011 angefangen, auf seinen Feldern Feldlerchen-Fenster anzulegen. „Am Anfang habe ich selbst noch darüber geschmunzelt, aber nach vier Jahren hatten wir einen super stabilen Bestand“ erzählt Kircher. Die wichtigsten Inseln des Lebens in der komplett kultivierten Landschaft sind Feld- und Wegraine. Um Felder herum und entlang der Straßen und Wege werden Saumstreifen mit artenreichen blühenden Pflanzen erhalten oder neu angelegt. In NRW ist das Landesumweltamt mit der Schaffung von Habitaten betraut, auf Kreisebene die Untere Naturschutzbehörde, und auch lokale Einrichtungen wie die Biologische Station Haus Bürgel oder das Naturschutzzentrum Bruchhausen engagieren sich.

Dazu gehören etwa die Pflege von Feuchtwiesen und Brachflächen, das Anlegen von Kleingewässern und die Beweidung durch Schafe und Ziegen.