Cannabis-Züchter wehrt sich im Internet gegen Vorwürfe
Vergangene Woche wurde die Polizei in ein Hochhaus in Hochdahl gerufen. Dort fand sie zahlreiche Marihuana-Pflanzen.
Erkrath. Warum bestellt man sich eine Pizza nach Hause und verprügelt anschließend den Pizza-Boten mit einem Baseball-Schläger? Natürlich nicht ohne die Pizza vorher an der Haustür anzunehmen und dem Boten — ohne zu bezahlen — die Tür vor der Nase zuzuschlagen. Die Polizei hat Anzeige erstattet, der Staatsanwalt ermittelt. Am Samstag, 20. Mai, fand die vom Pizza-Boten hinzugerufene Polizei aber auch noch Drogen.
Denn beim Betreten der Wohnung in einem Hochdahler Hochhaus fiel den Beamten sofort ein intensiver Geruch auf, der auf den Konsum von Haschisch deutete. Auf dem Balkon fand die Polizei ein Foliengewächshaus, in dem sich zehn Anzucht-Töpfe mit etwa zehn Zentimeter hohen Marihuana-Zöglingen befanden. Im Schlafzimmer konnten die Beamten noch ein Gewächshaus entdecken. Dort befanden sich dicht an dicht gedrängt, zwanzig etwa 60 Zentimer hohe Marihuanapflanzen.
Der Fall hat bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. „Wie kann man nur blöd sein“, lauteten Kommentare in den sozialen Netzwerken. Nun meldet sich der Inhaber der Wohnung zu Wort. Auf einer Internet-Seite, die sich unter anderem mit der Aufzucht und Pflege von Haschisch-Pflanzen beschäftigt, hat der 21-jährige Inhaber der Wohnung eine so genannte „Gegendarstellung“ veröffentlicht.
Es sei nicht richtig, so der Wohnungsinhaber im „Highway-Magazin“, dass die Pizza nicht bezahlt wurde. Er behauptet, eine per Internet aufgegebene Bestellung wurde an eine falsche Adresse geliefert. Die Pizzen seien dort auch entgegengenommen und bezahlt worden. Weil nun der 21-Jährige die Pizza dort abholen musste, habe man sich beim Pizza-Dienst beschwert. Als Entschädigung sollten angeblich zwei Jumbo Pizzen und eine Cola gebracht werden. Der Bote wollte aber offenbar trotzdem Geld für diese Jumbo-Pizzen.
Die Inhaber der Wohnung telefonierten wieder mit dem Pizza-Dienst. Offenbar gab es Unstimmigkeiten, worauf die Freundin des Wohnungsinhabers ohne zu bezahlen die Türe schloss. „Daraufhin hat der Lieferant sofort heftigst aggressiv vor die Wohnungstür getreten und im Hausflur rumgeschrien, beleidigt und gedroht“, berichtet der Inhaber der Wohnung.
Es sei auch nicht richtig, dass der 21-Jährige mit den Resten eines Baseballschlägers auf den Boten eingeschlagen habe. Der Baseball-Schläger sei vorher an der Hauswand zerbrochen. Er habe dem Boten sogar angeboten, die Pizza zurückzugeben.
Was dem jungen Mann aber offenbar ganz wichtig ist: Er behauptet in der Gegendarstellung, er sei „im Besitz einer Ausnahmegenehmigung der Bundesopiumstelle“, die es ihm erlaube, Cannabisblüten zu erwerben, weil er sie „medizinisch benötige“. Er sei Patient und habe den Anbau bereits 2013 beantragt, aber zweimal eine Ablehnung bekommen. Um dagegen zu klagen, fehlten ihm allerdings die finanziellen Mittel. Die Betreiber der Seite „Highway-Magazin“ sehen diese „Gegendarstellung“ als durchaus realistische Variante des Tathergangs an.
Auf diese Gegendarstellung angesprochen, sagte Nicole Rehrmann, Sprecherin der Kreispolizei Mettmann, an der amtlichen Darstellung des Sachverhalts rundum den Samstagabend des 20. Mai gebe es nichts zu berichtigen. Der Inhaber der Wohnung ist offenbar nicht zum ersten Mal mit der Polizei in Kontakt gekommen. Mit dem Baseballschläger schlug der Mann zuerst gegen die Wand des Hausflures. Dabei zerbrach der Baseballschläger in zwei Teile. Mit dem „Rest“ des Baseballschlägers traktierte der Mann den Pizzaboten, so die Polizei. Die „Gegendarstellung“ wird nun zu den Akten genommen. Wenn es zu einem Prozess vor dem Amtsgericht kommt, wird sicher ausreichend Gelegenheit sein, Zeugen zu vernehmen.