Die „rosa Pest“ macht sich breit

Das Drüsige Springkraut hat sich in diesem Jahr erneut im Naturschutzgebiet Neandertal ausgebreitet. Die SPD befürchtet, den Verlust biologischer Vielfalt.

Foto: Dietrich Janicki

Mettmann. Die Pflanze sieht fast aus wie eine Orchidee, ist aber keine. Aber Unkraut sieht auch anders aus. Ab den kleinen dürren Stengeln wachsen zartrosafarbene Blüten. Das hat ihr den Spitznamen „Die rosarote Pest“ eingebracht. Die Rede ist vom „Drüsigen Springkraut“.

Es wächst und vermehrt sich in den vergangenen Jahren vor allem entlang der Düssel im Neandertal sehr schnell. Eine Pflanze sorgt für mehr als 2000 Samen im Jahr, die gleich mehrere Jahre lang keimfähig bleiben und schnell für Nachwuchs sorgen. Trickreich: Das Springkraut verbirgt Schleuderkapseln in seinen Samen. Berührt man eine der Schoten, springen die Samen bis zu sieben Meter weit geradezu explosionsartig in die Umgebung und im nächsten Frühjahr gibt es dann noch mehr Springkraut. Wo es sich niederlässt, hat die heimische Vegetation kaum noch eine Chance. Selbst Brennnesseln kapitulieren und natürliche Feinde hat das Springkraut auch nicht.

Die SPD im Kreis Mettmann sorgt sich jetzt um die rasanten Ausbreitung des Drüsigen Springkrauts. Denn im Herbst sterben die Pflanzen ab, andere Arten die für die Befestigung des Ufers der Düssel sorgen gibt es dann nicht mehr. Mit einer Anfrage im Ausschuss für Landschaftsschutz wollen die Roten jetzt der Rosa Pest zu Leibe rücken. Der Kreis soll sich nach Ansicht der SPD mal darum kümmern, dass das Springkraut rechtzeitig abgemäht wird, damit sich der Samen gar nicht erst verbreiten kann. Dabei weiß Antragstellerin Anja Prüßmeier genau, dass einmal Mähen auf keinen Fall reicht, um das Springkraut auszurotten. Die SPD kann sich jedenfalls vorstellen, dass auch Freiwillige beim Mähen helfen würden, um das Springkraut ein für allemal aus dem Neandertal zu verbannen.

Doch das Planungsamt des Kreises Mettmann sieht offenbar derzeit keinen großen Handlungsbedarf. Auf Tiere habe das Springkraut vor allem positive Effekte. Ihr reiches Nektarangebot mache das Kraut „zu einer hochattraktiven Pflanze von Blütenbesuchern“, so der Kreis in einer Stellungnahme.

Der Effekt werde noch durch die späte Blühzeit verstärkt, denn die meisten einheimischen Arten blühen zwischen August und Oktober nicht mehr, zumal das einheimische Blütenangebot insgesamt sehr spärlich geworden ist.

Das Verdrängungspotenzial des Springkrautes werde vielfach überschätzt. Allerdings sei in diesem Jahr ein verstärktes Aufteten zu beobachten, weil es im vergangenen Winter so gut wie keine länger andauernden Frostperioden gegeben hat. Darüber hinaus sei das Springkraut im Kreis Mettmann „vollständig eingebürgert“. Gezielt bekämpft werden müsse es nur, wenn einheimische, seltene Pflanzengesellschaften betroffen sind, so der Kreis weiter.

Eine Bekämpfung im Neandertal wäre nur mit einem immensen Aufwand möglich, die Erfolgsaussichten eher gering. Auch der ökologische Sinn stehe in Frage.