Diepensiepen: Der Weg, den niemand will

Anwohner im Bereich Diepensiepen meinen, ihre Zufahrtsstraße sei öffentlich und müsse von der Stadt saniert werden. Ein Petitionsausschuss hat jetzt einen Kompromiss vorgeschlagen

Mettmann. Kaum zu glauben, aber wahr: In Mettmann gibt es Wege, die niemandem gehören, die niemand haben will. Weder Anwohner noch die Stadt. Denn keiner möchte die Unterhaltung dieser Wege zahlen, die sich teilweise in einem desolaten Zustand befinden. Und bis heute hat kein Gericht klären können, wem diese Wege denn nun gehören.

Es handelt sich um Wege „ohne ermittelten Eigentümer“, wie es im Amtsdeutsch heißt. Und davon hat Mettmann einige. Sie sind nach Schätzung von Baudezernent Kurt Werner Geschorec zusammen zwischen 25 und 30 Kilometer lang.

Einen Weg ohne ermittelten Eigentümer gibt es auch im Bereich Diepensiepen, in Höhe des Hufer Wegs, der dort südlich vom Südring (B 7) abzweigt. Seit Jahren liegen sich die Anwohner dieses Wegs, der einer Teststrecke für Geländefahrzeuge gleicht, mit der Stadt im Streit.

Für die Anwohner, darunter auch der bekannte Künstler Felix Droese, handelt es sich um einen öffentlichen Weg. Die Stadt ist aber ganz anderer Meinung. „Wir gehen davon aus, das dieser Weg als Privatstraße zu werten ist und die Anlieger als Nutznießer für die Unterhaltung zu sorgen haben“, erklärt Geschorec.

Zuletzt hatte ein Anlieger gegen die Stadt geklagt und den Ausbau des Weges durch die Stadt gefordert — ohne Erfolg. Vor einem Jahr dann hatten sich zwei Anlieger an den Petitionsausschuss des Landes gewandt. In diesem Sommer fand ein Ortstermin mit Landtagsabgeordneten, der Landtagsverwaltung, Anliegern und der Stadt statt. Der Petitionsausschuss schlägt jetzt vor, dass die Stadt den Weg kostengünstig renoviert. Zahlen sollen die Anwohner. „Danach, so der Vorschlag aus Düsseldorf, „soll die Stadt den Weg übernehmen und unterhalten“.

Das aber lehnt die Verwaltung ab. Geschorec: „Wir würden im Diepensiepen einen Präzedenzfall schaffen. Die Übernahme und Unterhaltung aller öffentlichen Wege im Außenbereich ist von der Stadt gar nicht zu leisten.“ Deshalb schlägt die Verwaltung der Politik im Bauausschuss nächsten Mittwoch vor, dem Beschluss des Petitionsausschusses nicht zu folgen.

„Wie ist die rechtliche Grundlage, um den Weg wieder in einen verkehrssicheren Zustand zu versetzen? An wen wendet sich jemand, der auf diesem Weg zu Schaden kommt“ fragen sich Gisela und Klaus Haude, die dem Petitionsausschuss des Landes geschrieben hatten, immer noch. Der Weg sei für alle, die ihn täglich benutzen müssen, eine Zumutung, sagen die Haudes.

Wege ohne Eigentümer sind ein Phänomen der Geschichte. Schlaue Landleute, erklärt Geschorec, haben vor rund 200 Jahren diese Wege aus ihren Grundbucheintragungen herausnehmen lassen. Sie wollten keine Steuern für Wege zahlen, die auch öffentlich genutzt wurden.