Eier aus der Region sind gefragt
Hundertausende giftbelasteter Eier wurden aus dem Handel genommen. Die heimischen Landwirte profitieren. Noch.
Kreis Mettmann. Auf Gut Aue bei Mettmann hat das Veterinäramt die Eier kontrolliert. „Alles in Ordnung, keine Beanstandungen“, sagt Monika Huber. Trotzdem stehe das Telefon nicht still. Viele Kunden seien verunsichert und fragten, ob man überhaupt noch Eier essen könne. Peter Huber betont, dass er definitiv keine chemischen Desinfektionsmittel einsetzt. „Ich weiß, dass es so etwas gibt, aber nicht bei uns. Unsere Eier sind sauber.“ Die Familie Huber hält seit über 40 Jahren Legehennen. Seitdem gelte für sie der Grundsatz: Beste Qualität und Sicherheit für ein hochwertiges Produkt. „Seit 1993 stellen wir unser Hühnerfutter aus eigenem Getreide selbst her“, ergänzt Doris Huber.
Auf dem Buscherhof in Ratingen-Homberg gab es auch gestern frische Eier zu kaufen. Der Hof der Familie Buscher ist Bioland-zertifiziert. Chemische Desinfektionsmittel kämen dort gar nicht zum Einsatz, erklärt Michael Buscher. Zur Hühnerpflege „benutzen wird reines Gesteinsmehl aus den Kalkwerken“, sagt Buscher. Dazu heißt es in den Bioland-Richtlinien: „Bei der Schädlingsbekämpfung ist jederzeit auszuschließen, dass Bioland-Produkte mit unerlaubten Stoffen (zum Beispiel Pestiziden) in direkten oder indirekten Kontakt kommen.“ Buschers derzeit 3000 Hühner leben in mobilen Ställen und sind tagtäglich an der frischen Luft. Die drei fahrbaren Stallungen werden regelmäßig versetzt. In den Ställen finden die Hühner Wasser, Futter, Schlafgelegenheiten für die Nacht und bequeme Nester. Seitdem die Nachrichten über verseuchte oder möglicherweise belastete Eier im Umlauf sind, ist bei Michael Buscher die Nachfrage nach seine Bioland-Eier deutlich gestiegen. Die verkauft der Landwirt übrigens nicht nur auf dem eigenen Hof. In Ratingen vertreiben auch der Bauernmarkt Benninghoven im Schwarzbachtal und der Bioladen „Garten Eden“ in der Innenstadt die Produkte vom Bioland-Hof in Homberg. Außerdem sind die Eier auch auf verschiedenen Wochenmärkten zu bekommen, wie in Mettmann am Marktstand Gut Katers und in der „Grünen Kiste“
400 Legehennen hält Franz-Peter Schmitz auf Gut Ehlenbeck in Haan-Gruiten, und in diesem Jahr blieb sein Bestand von der Hühnermilbe bislang weitestgehend verschont. Man müsse schon viel tun, um Hühner vor dem Schädling zu schützen, erzählt er. Er selbst setzt auf einen hohen Einstreu mit Hobelspänen oder Leinstroh. Außerdem bietet er seinen Hühnern Sand an, mit dem sie ihr Federkleid putzen können. Auch Silicat-Pulver helfe, „das wird aus Steinen gewonnen und ist was Natürliches“. Dass aber die Hühnermilbe zur Plage werden kann, das weiß auch er. Der Haaner Landwirt beliefert Kindertagesstätten und verkauft seine Eier ab Hof. Schmitz versichert, dass er das in Verruf geratene Desinfektionsmittel Dega 16, in dem sich das Schädlingsbekämpfungsmittel Fipronil fand, nicht benutzt. Seine Eier seien unbelastet. Zurzeit steigt die Nachfrage nach seinen Eiern, die er zum Preis zwischen 26 und 30 Cent pro Stück verkauft. Allerdings weiß Schmitz: „Das wird nicht lange anhalten.“ Sobald es um einen Skandal wieder ruhig werde, kauften die Verbraucher wieder da, wo es billig ist. cz, jün, arue
Bernhard Möller ist Hildens einziger Eier-Produzent. Im Weiler Elb hält er 4500 Legehennen in Freiland- und Bodenhaltung. „An unserem Stand auf dem Wochenmarkt sehen wir aktuell viele Kunden, die wir lange nicht gesehen haben“, erzählt seine Frau Heidrun — und lächelt verschmitzt. Das hat mit dem Eier-Skandal zu tun, der immer weitere Kreise zieht. „Wir werden ständig auf das Thema angesprochen“, erzählt Bernhard Möller: „Wir setzen im Moment keine Pestizide ein und reinigen unseren Stall selber. Und deshalb wissen wir auch ganz genau, welche Mittel wir benutzen. Noch vor vier Wochen war das Veterinäramt des Kreises zu einer unangemeldeten Kontrolle auf dem Hof. Alles war in Ordnung.“ Die Tiere kommen im Alter von 16 bis 17 Wochen auf den Hof. Möller gibt ihnen vier Wochen Zeit zur Eingewöhnung: „Die Tiere müssen unter anderem erst lernen, die Eier ins Nest zu legen.“ Das ist mit Kunstrasen ausgelegt (wegen der Hygiene) und wird von Zeit zu Zeit automatisch „geräumt“.
Auch Langenfelds größter Eier-Produzent verkauft jetzt auf „seinen“ neun Wochenmärkten in der Region, darunter Haan, Erkrath, Hochdahl und Wülfrath, mehr Eier: „Wir machen 30 Prozent mehr Umsatz“, sagt Josef Aschenbroich (58). Seine Ställe mit 15 000 Hühnern in Kleingruppen-Käfig- und Bodenhaltung reinigt er nach eigenen Angaben mit einem Anti-Milben/Läuse-Pulver auf Bio-Basis. Um die großen Handelsketten zu beliefern, müsste er mindestens das Zehnfache an Hühnern haben, sagt der Immigrather. „Die verkaufen die Eier zu Preisen unter unseren Produktionskosten.“ Ausnahme: Der Langenfelder Rewe Ludwig-Dreschmann. „Die haben auch Langenfelder Eier von uns im Sortiment“, sagt Aschenbroich. In diesem Fall habe man sich auf einen für beide Seiten akzeptablen Preis geeinigt. Motto: „Wir müssen beide leben.“ gut