Er unterrichtete Generationen von Schülern
Werner Schneider ist seit 30 Jahren im Ruhestand. Er liebt seinen Beruf bis heute.
Mettmann. Empfangen wird man mit Schiller. Der Ring des Polykrates. Sie kennen die Ballade nicht? Dann könnte Werner Schneider (88) weiterhelfen. Ihn könnte man kennen, wenn man schon vor Jahrzehnten in der Evangelischen Schule II die Schulbank gedrückt hat. Man könnte ihm auch an der ehemaligen Gemeinschaftsschule Schulstraße begegnet sein. Oder später an der Hauptschule am Borner Weg.
Dort war er Rektor und sein guter Ruf eilt ihm bis heute hinterher. Die Schule war damals gerade gegründet worden und Werner Schneider war der erste, der sie leiten durfte. Dass sich dort bald endgültig die Türen schließen sollen, macht ihn traurig. Und das, obwohl er schon vor beinahe drei Jahrzehnten seinen Schreibtisch räumte, um sich in den Ruhestand zu verabschieden. Aber Lehrer bleibt man wohl irgendwie immer. Und Schillers „Ring des Polykrates“ gerät eben auch nicht in Vergessenheit, obwohl Deutsch nicht zu den Fächern gehörte, die Werner Schneider damals unterrichtete. Mathematik, Physik, Chemie und Sport: Da wiederum konnte man vieles bei ihm lernen. Über sich selbst sagt er noch heute: „Ich war gerne Pauker.“ Mit seinen Schülern habe er nie Schwierigkeiten gehabt. Darüber, dass heute gelegentlich über Tische und Bänke geturnt wird und der Lehrer keine Respektsperson mehr zu sein scheint, kann Werner Schneider nur den Kopf schütteln. „Früher kamen die Kinder erzogen zur Schule und als Lehrer hat man sie unterrichtet“, lässt er durchklingen, dass es ihm nicht unbedingt gefällt, wohin sich die Dinge entwickelt haben.
Freundliche Konsequenz und Zuverlässigkeit seien Dinge gewesen, die man von ihm als Mensch, als Lehrer und als Schulleiter habe erwarten dürfen. Hört man Werner Schneider zu, so kann man durchaus wehmütig werden in Anbetracht dessen, was die gesellschaftliche Entwicklung so mit sich gebracht hat. Überforderte Eltern, gestresste Kinder, genervte Lehrer: All das scheint es damals so nicht gegeben zu haben. Stattdessen stand der Schulleiter irgendwann sogar mal mit Toni Turek auf dem Fußballplatz. Und am Ende hatte er eine gerissene Achillessehne zu beklagen. Wer Toni Turek nicht kennt, dem sei gesagt: Der Mann glänzte bei der Fußball-WM 1954 beim Endspiel gegen die Ungarn im Tor und ließ Hörfunkmoderator Herbert Zimmermann durchs Radio brüllen: „Turek, du bist ein Fußballgott.“ Jahrzehnte später stand der Fußballer, der damals mit seiner Familie in Mettmann wohnte, als Trainer auf dem Sportplatz am Stadtwald, um eine Amateurmannschaft gegen den WDR antreten zu lassen. „Ich stürzte mich beim Training ins Getümmel und hab mir den Fuß verdreht“, erinnert sich Werner Schneider. Gespielt wurde damals ohne ihn — heute kann er längst wieder darüber lachen.
Werner Schneider (88) kam 1950 aus Jena nach Mettmann. Von 1952 bis 1959 war er Lehrer an der Evangelischen Schule II. Bis 1965 unterrichtete er an der Gemeinschaftsschule Schulstraße, danach wechselte er als Gründungsrektor zur Hauptschule am Borner Weg.