Erkrath: Begegnung mit Ehemaligem
Am Samstag trafen sich in der Realschule Erkrath 123 Männer und Frauen der Geburtsjahrgänge 1937 bis 1942.
Erkrath. Vor dem Ehemaligen-Treffen hatte Ursula Schmidt richtiggehend Angst: "Ich bin als Kind weg und komme als alte Frau wieder", sagt die ehemalige Erkratherin. Sie habe nicht gewusst, was sie erwartet.
Wie Schmidt kamen 122 weitere Ehemalige der Geburtsjahrgänge 1937-42 am Samstagabend zum Treffen ins Schulfoyer an der Karlstraße. Längst aufgelöst sind ihre alten Schulen, die katholische und evangelische Volksschule von Alt-Erkrath. Die Erinnerungen sind lebendig.
Schmidt, die früher Henze hieß, hatte lange keinen Kontakt in die Stadt ihrer Kindheit: "Ich war in der siebten Klasse, als meine Mutter in in die Ostzone zurück ging, in ihre Heimat." So lebt Schmidt bis heute in Guben, an der Lausitzer Neiße, in der ehemaligen DDR. Klassenfotos oder Erinnerungsstücke habe sie nie gehabt.
Erst ihre Mitschülerin Vera Green mailte ihr alte Bilder. "Wir haben uns übers Internet wiedergefunden ", erzählt die Amerikanerin. 1964 war sie ausgewandert, hieß damals noch Grenda. In Kanada lernte die technische Zeichnerin ihren ersten Mann kennen - einen Remscheider, mit dem sie bald nach New Orleans zog: "Schön heiß ist es da", fasst Green das Erlebnis zusammen. Jetzt lebt sie in Golden, Colorado. Als die Einladung zum Schülertreffen kam, waren sich Green und Schmidt schnell einig: Da wollten sie dabei sein.
Die Idee für die große Zusammenkunft hatte Volker Lahnstein. Er hat viele Bekannte aus den alten Jahrgängen: "Da habe ich telefoniert und gesagt: ,Ruft eure Leute an.’" Dann dauerte es aber doch anderthalb Jahre, bis das immer größer werdende Team um den Elektrotechniker alle Adressen beisammen hatte.
Wenn jemand Klassenfotos beisteuern konnte, habe es schnell geheißen: "Zeig’ mal her, gib’ mal." Inzwischen sind viele Gesichter auf den alten Bildern identifiziert. Am Rand des Treffens lagen lange Namenslisten der Klassen aus, warteten darauf, dass jemand sich erinnerte und die letzten Lücken füllen konnte.
Heinz Hanisch hat einige Freunde und sich schon auf den Bildern gefunden: "Wir haben uns alle fünf Jahre getroffen", erzählte der gelernte Dreher, der später Gruppenleiter einer Behindertenwerkstatt war. "Zur Erntezeit haben wir immer die Schule geschwänzt, dann haben wir gearbeitet", erinnert sich der 71-Jährige. "Früher ging das", ergänzte Karl-Josef Koch. Sein Vater - Landwirt auf dem jetzt von Koch als Reiterhof geführten Betrieb - habe dafür immer mit dem Lehrer gesprochen.
Mit einem Korb voller Äpfel, Filmen und Geschichten von weit her dauerte das Treffen noch bis tief in die Nacht.