Erkrath: Bettelarm, aber völlig närrisch

Ratshaussturm: Die Stadtkasse ist leer, und die CDU gibt den Bettelmönch – Frohsinn ist, wenn die ganze Stadthalle trotzdem schunkelt.

Erkrath. Weniger als eine Minute dauerte es, und doch schien es wie eine halbe Ewigkeit, bis die Möhnen Bürgermeister Arno Werner am Donnerstagmorgen im Foyer der Stadthalle die Schlüssel der Stadt entrissen hatten. Es war ein harter Kampf - doch trotz mittlerweile einiger Jahre Amtserfahrung musste sich der Bürgermeister am Ende der Übermacht der Närrinnen beugen.

"Wir übernehmen bis Aschermittwoch", kommentierte Hänger-Ehrenpräsident Richard Voges den Sieg der Narren über die Verwaltung. Doch Wunder sollten die Erkrather sich von dem Besetzungswechsel im Rathaus nicht erwarten. "Das Loch in der Stadtkasse werden wir nicht stopfen", schränkte Voges ein.

"Er hat sich richtig lange gewehrt", lobte Möhne Melanie Kimm den Kampfgeist des Bürgermeisters, der zur Feier des Tages die Bürokluft unter einem bunt gemusterten Mantel, Karnevalsorden und Narrenkappe versteckt hatte.

Und während rundherum die Damen den wenigen Krawattenträgern mit der Schere zu Leibe rückten, blieb Arno Werners Hals außerhalb der Gefahrenzone. Statt des üblichen Schlipses zog dort eine übergroße, grellbunte Fliege die Blicke auf sich.

Neben den Mitgliedern der Karnevalsvereine, die im Ornat aufmarschierten, fand sich zur Sturmzeit so manch prachtvoll kostümierter Jeck im mäßig gefüllten Foyer der Stadthalle ein. "Das wird noch besser", war da die optimistische Prognose der vier "schlauen Füchse" von der Grundschule Millrath. Und weil der Karneval ja auch immer ein wenig mit der Politik hadert, war das Motto der vier Damen dann auch eine leistungsgerechte Bezahlung.

Ebenfalls politisch war das Motto der CDU. Als Bettelmönche marschierten sie in die Stadthalle ein. "Wir wollen das Loch in der Stadtkasse stopfen", sagte auch der in eine braune Kutte gehüllte Wolfgang Jöbges und schüttelte seine Sammelbüchse.

Und weil Bettelmönche sparsam sind, hatten sie ihre mehr oder weniger an die Bibel angelehnten Sinnsprüche auch auf die Rückseiten der Wahlplakate vom Vorjahr geschrieben. Ein guter Ansatz, könnte man sagen, doch ob allein mit Betteln und Recycling das Loch in der Stadtkasse gefüllt werden kann?

Die stellvertretende Bürgermeisterin Edeltraud von Venrooy schien da mit ganz anderen Mächten im Bunde zu stehen. In Zivil erschien sie zum Sturm auf die Stadthalle, um sich dann in Windeseile an der Garderobe in die Leibhaftige selbst zu verwandeln.

Und während der nun schlüssel- und machtlose Bürgermeister Werner sich in Richtung Unterfeldhaus zum Doll Eck aufmachte, ging die Prognose der Fuchsdamen aus Millrath auf - immer mehr Erkrather kamen zum Schunkeln und Feiern in das Foyer der Stadthalle.