Erkrath: Emma sagt, wo es langgeht
Kurz nach der Geburt starb die Mutter der drei Monate alte Zwergziege. Jetzt wird Emma im Naturschutzzentrum mit der Flasche aufgezogen – und hat alle fest im Griff.
Erkrath. Sie ist die Jüngste, Kleinste und bestimmt trotzdem, wo es langgeht. "Letztens stand sie schon mitten im Stall und hat die anderen bei Regen draußen warten lassen", berichtet Karin Blomenkamp voller Stolz von Emma.
Seit drei Monaten ist die Leiterin des Naturschutzzentrums Bruchhausen die Ziehmutter der kleinen Zwergziege, und man merkt, dass Emma ihr ganz besonders ans Herz gewachsen ist. Ansonsten wäre es wohl eher beunruhigend, wenn ein drei Monate altes Zwergzicklein in der Weidegruppe mit drei Zwergschafen, einem Bergschaf und zwei ausgewachsenen Zwergziegen schon das Zepter schwingt.
"Sie hat Führungsqualitäten und wird den Laden mal übernehmen", hegt Karin Blomenkamp Hoffnungen, wie sie wohl jede Mutter kennt. Genauso wie die Probleme mit dem Loslassen, die die Leiterin des Naturschutzzentrums gerade beschäftigen. Denn noch steht Emma in Sichtweite, ihren ersten Wiesenumtrieb hat sie noch vor sich.
Löcher im Zaun, zu große Zaunschlaufen oder andere Unwägbarkeiten, die das Ausbüchsen leicht machen könnten: Das sind derzeit jedenfalls die Themen, die Karin Blomenkamp schlaflose Nächte bereiten. Derweilen hat sich Emma langsam in ihrer Weidegruppe eingelebt. Und das war ohne Ziegenmama, die kurz nach der Geburt gestorben ist, gar nicht so einfach.
"Wir haben sie gemeinsam mit ihrem kleinen Brüderchen von den ehemaligen Besitzern bekommen, als sie zwei Wochen alt war", erinnert sich Karin Blomenkamp an die schwere Anfangszeit. Der kleine Bock ist noch in der ersten Nacht im Naturschutzzentrum gestorben.
Emma ist derweilen in der Dienstwohnung ihrer Ziehmutter in eine Kiste mit kuscheligem Bettzeug und Wärmelampe eingezogen. "Sonst ist ja die Ziegenmama da, an die sich die Zicklein ankuscheln können", erklärt Karin Blomenkamp die ungewöhnlichen Umstände.
Den Wecker musste sich die Leiterin des Naturschutzzentrums nicht stellen. Emma hat lautstark auf sich aufmerksam gemacht, wenn es Zeit für das Milchfläschchen war. Und das rund um die Uhr. Dazu kam noch, dass das Ziehkind ziemlich kränklich war. Eine schwere Zeit für die kleine Ziege und ihre Ziehmutter.
Irgendwann war es dann Zeit für den ersten Weidegang. Auch dabei fehlte die Mama, die sich ansonsten schützend vor den Nachwuchs stellt. "Sie hat anfangs schon viele Tritte abbekommen", erinnert sich Karin Blomenkamp, die sich oft in den Abendstunden selbst mit auf die Wiese gestellt hat.
Eine gute Gelegenheit für Emma, zwischen den Beinen ihrer Ziehmutter Schutz zu suchen und von dort die Welt zu betrachten. Und die erobert sie sich jetzt offenbar auf ihre eigene Art und Weise. Das Sagen hat sie schon ab und an - jetzt fehlen nur noch die Hörner.