Etablierte Parteien müssen sich hinterfragen
Bei der Bürgermeisterwahl hatten unabhängige Kandidaten klar die Nase vorn.
Mettmann. Nach der Bürgermeisterwahl müssen sich die etablierten Parteien einige Fragen stellen: 1. Erreichen wir noch den Bürger? 2. Werden die Arbeit und die Beschlüsse in den Ausschüssen und Fraktionen überhaupt noch wahrgenommen? 3. Gehen die Beschlüsse am Bürgerwillen vorbei? 4. Hat sich die Absicht, den Bürger über das Ehrenamt, der Bürgerausschuss an der politischen Arbeit zu beteiligen als Flop erwiesen? Die Fragen 1. und 2. müssen vermutlich mit Nein, die Fragen 3. und 4. mit Ja beantwortet werden.
Die SPD und die CDU haben mit ihren beiden Kandidaten Andrea Rottmann und Norbert Danscheidt eine heftige Wahlschlappe erlitten. Thomas Dinkelmann profitierte vom Schulterschluss mit Ziad Moughrabi, der seinen Wählern empfahl, Dinkelmann die Stimme zu geben. Mit 67,5 Prozent ließ Dinkelmann schließlich seinen Mitbewerber Danscheidt meilenweit hinter sich.
Im Nachhinein muss man sagen, dass sowohl die SPD als auch die CDU auf den falschen Kandidaten gesetzt haben. Andrea Rottmann konnte den Frauenvorteil nicht nutzen und punktete weder bei der Stammwählerschaft noch bei den jungen Leuten. Auch Norbert Danscheidt, ein erstklassiger Verwaltungsmann, wirkte in den Podiumsdiskussion wenig emphatisch, seine zurückhaltende Art legten Wähler (flschlicherweise) als steif und blass aus.
Die CDU hatte es verpasst einen jungen unbelasteten Newcomer aufs Pferd zu setzen. Fabian Kippenberg, der schon als Bürgermeisterkandidat gehandelt wurde und seinen Hut in den Ring geworfen hatte, musste sich den Granden in der CDU und den einflussreichen Besserwissern in der Partei beugen und den Rückzug von seiner internen Kandidatur einläuten. Das wird mit Sicherheit Folgen haben, den Kippenberg wird jetzt reinen Tisch machen wollen und seinen „Parteifreunden“ den Fehdehandschuh vor die Füße werfen und den Parteivorstand „neu sortieren“.
Und Thomas Dinkelmann: Der muss nun beweisen, dass der große Vertrauensvorschuss in seine Person gerechtfertigt ist. Die Zeiten im Bürgerforum, als er Stimmung gegen die etablierten Parteien und die Verwaltung machte, sind vorbei.
Er muss jetzt zeigen, dass er Teamworker ist und die Verwaltung neu motivieren und aufstellen kann. Für ihn ist es nicht einfach, ohne eine Partei im Rücken, Politik im Rathaus zu machen.