Firma vermarktet erlegte Tiere
Bisher haben sich Jäger selbst um die Verwertung ihrer Beute gekümmert. Das wird jetzt anders. Ein Unternehmen verarbeitet und verkauft die Felle.
Kreis Mettmann. Etwa 1200 bis 1500 Füchse erlegen Jäger rund um Düsseldorf in jedem Jahr, 2017 waren es „sogar mehr als üblich“, wie Gerd Spiecker sagt. Der Vorsitzende der Kreisjägerschaft Düsseldorf-Mettmann hat beobachtet, dass die Tiere in den Städten gute Aussichten auf Nahrung und keine natürlichen Feinde haben. Daher sind die Jäger gefordert — gerade im Winter gehe es auf die „Fuchsstrecke“.
Bei der Verwertung der Felle gibt es jetzt aber eine gravierende Veränderung: Während sich die Jäger bisher individuell um den Balg kümmern mussten, gibt es nun eine Art Verwertungsgesellschaft. „Fellwechsel“ heißt die, und gegründet wurde sie unter anderem vom Deutschen Jagdverband. Das Verfahren geht jetzt so: Die Verantwortlichen in den lokalen Jagdrevieren haben Kühltruhen aufgestellt, die die Jäger für erlegte Tiere nutzen können. Jäger schießen nach gesetzlichen Vorgaben Fuchs, Marder, Waschbär, Bisam und Nutria wie sonst auch. Jedes Tier mit einem verwertbaren Fell — „pelzwürdig“ heißt das — wird hygienisch verpackt und mit einem Etikett zur Identifizierung versehen, bevor es in der Truhe landet. Mitarbeiter der „Fellwechsel“-Gesellschaft holen die tiefgefrorenen Bälge ab und sorgen für eine Verwertung des Fells — sofern der Jäger es nicht selbst behalten oder zurückerhalten will. In Rastatt in Baden-Württemberg wurde bereits eine Abbalgstation errichtet, in der die Tiere angenommen und weiterverarbeitet werden. „Ziel des Projektes ist es, das Fell von jagdlich erlegten Raubsäugern einem Nutzen zuzuführen“, sagt Frederik Daniels von „Fellwechsel“. Die GmbH verspricht eine ökologische Gerbung in deutschen Fachbetrieben, letztlich werden die gegerbten und getrockneten Felle vermarktet. Damit entstehe ein hochwertiges Produkt, dessen Herkunft eindeutig nachzuweisen sei — bis hin zu bestimmten Kürschnern, die sich wiederum in einem Qualitätsverband namens „We prefure“ zusammengeschlossen haben.
„Das Projekt ist vielversprechend gestartet“, sagt Spiecker. Bisher bekommen die Jäger kein Geld, wenn sie die erlegten Tiere abgeben, „weil wir die Sache ja erst einmal anschieben wollen.“ 2019 soll das anders werden: „Dann bekommen die Jäger pro Tier einen Obolus“, so Spiecker. Die Fellqualität ist für Verkauf und Verwertung von besonderer Bedeutung, worauf Frederik Daniels auf der Internetseite von „Fellwechsel“ aufmerksam macht. „Fellwechsel steht für die Aufwertung eines vernachlässigten Rohstoffs und das Umdenken bei Jägerschaft und Verbrauchern“, heißt es dort weiter. Derzeit werde nur ein kleiner Teil der hochwertigen Felle verwertet — das sei schade und solle geändert werden.
Noch gibt es keine belastbaren Zahlen der Kreisjägerschaft, an denen ein Anfangserfolg der Idee ablesbar wäre. „Bei der Jagd anfallende Felle wegzuwerfen, statt sie zu nutzen, ist nicht nachhaltig. Zudem werden mit einer Verwertung der Felle Arbeitsplätze im Kürschnerhandwerk erhalten oder neu geschaffen“, kommentiert Christian Fronczak, Sprecher im Landwirtschaftsministerium NRW. „Im Sinne einer nachhaltig ausgeübten Jagd sollte es das Ziel sein, dass viel von einem Tier genutzt wird. Die Verwertung von Fellen aus heimischer Jagd ist zu begrüßen.“