„Glaube ist etwas sehr Persönliches“
Lennart Burger (16) findet, dass Kirche jungen Menschen durchaus viel zu bieten hat.
Hallo, Lennart, darf ich Dich duzen?
Lennart Burger: Klar, kein Problem.
Du engagierst Dich in der katholischen Kirchengemeinde St. Lambertus. Was tust Du genau?
Lennart: Ich bin selbst Messdiener, also Ministrant, und gehöre zum Ministranten-Leitungsteam. Das heißt, ich führe neue Messdiener ein, organisiere zusammen mit den anderen Leitern Fahrten und stehe mit den Geistlichen in Kontakt. Außerdem singe ich im Jugendchor und betreue mit anderen die Kirchentechnik.
Ist Kirche unter Jugendlichen nicht out? Erzählst Du offen von Deinem Engagement?
Lennart: Ja. Es kommt natürlich darauf an, was das für Gespräche sind. Viele in meinem Bekanntenkreis engagieren sich ja auch, da kriegt man gar nicht so viel Gegenwind. Und wieso sollte man’s verbergen? Ich mache das schon so lange, da finde ich, sollte man zu seiner Lebensweise stehen.
Wie bist Du dazu gekommen?
Lennart: Ganz klassisch, ich bin nach meiner Kommunion eingestiegen, das war vor acht Jahren. Allerdings kommen immer weniger Kinder über diesen Weg zur Gemeinde. Als ich angefangen habe, waren wir noch 100 Ministranten an St. Lambertus. Jetzt sind es deutlich weniger. Viele kommen nach ihrer Kommunion nie mehr wieder.
Woran, glaubst Du, liegt das?
Lennart: Ich denke, das muss vom Elternhaus mitgetragen werden.
Warum ist Dir das Engagement in einer Gemeinde wichtig?
Lennart: Für mich ist es fast schon ein Lebensinhalt geworden. Die Erfahrungen, die ich jetzt mache, können für das Leben viel bringen. Ich wachse an meinen Aufgaben.
Und was hat der Glaube damit zu tun?
Lennart: Der ist etwas sehr Persönliches. Ich würde mich nicht als erzkatholischen Menschen beschreiben. Ich zweifle auch mal. Aber mein Glaube gibt mir Halt, einen Tagesablauf, eine Erfahrung. Ich finde die Gemeinschaft sehr wertvoll; man hat eine gemeinsame Ebene, die verbindet.
Was, glaubst Du, kann Kirche in der heutigen Zeit jungen Menschen geben?
Lennart: Ich kenne einige, die in schwierigen Situationen zum Glauben gefunden haben. Das gibt schon ein Stück Sicherheit. Man hat die Gemeinschaft, kann Verantwortung übernehmen und etwas für seine Selbstfindung tun.
Viele sagen, in den Kirchenbänken sieht man nur noch graue Köpfe.
Lennart: Das sehe ich nicht so. Unsere Ministranten-Arbeit ist gut aufgestellt. Wir haben eine super Chorarbeit, auch mit vielen jungen Menschen. Und wir haben ein gutes Fahrtenangebot. Ich war mit der Kirche schon in der halben Welt.
Was muss Kirche tun, damit sie für Jugendliche attraktiv ist?
Lennart: Wichtig ist, dass man Kirche nicht als geschlossene Gesellschaft darstellt und voraussetzt, dass alle schon jahrelang dabei sind. Ich denke, auch das Bild des aktuellen Papstes hilft dabei. Ich finde ihn gut, weil er Regeln hinterfragt. Denn es muss nicht alles nur deshalb gut sein, weil es immer schon so war.