Gruiten: Schwalben lieben Gruiten
Damit sich Hausbesitzer nicht über die Hinterlassenschaften der Vögel ärgern und die Nester zerstören, werden „Kotbretter“ verkauft.
Gruiten. Die fliegenden Besucher mit dem breitem Schnabel kommen unangemeldet. Und oftmals sind sie nicht gern gesehen. Denn sie nisten an Wohnhäusern und verschmutzen dabei nicht selten die Fassade mit Dreck und Kot.
Karl-August Niepenberg, Landwirt
Die Gruitener Hausbesitzer kennen sie schon, die Mehlschwalben, die den Ortsteil mit rund 70 Nestern bevölkern. 23 davon hängen zurzeit am Haus von Familie Discher, elf sind belegt. Seit sechs Jahren begrüßen sie jedes Jahr im April ihre fliegenden Saisongäste.
In diesem Jahr kamen sie allerdings sehr spät und auch nicht so zahlreich wie in den Vorjahren. Rosemarie Discher meint: "Schwalben bringen Glück. Und wenn die Vögel lautlos über die Wiesen und Dächer fliegen, ist das einfach herrlich." Auch hat Familie Discher, so lange die Schwalben da sind, keine Probleme mit Mücken. Discher: "Die kommen erst im September, wenn die Vögel wieder Richtung Süden fliegen."
Auch Landwirt Karl-August Niepenberg setzt sich besonders für diese Vögel ein. Bereits im vergangenen Jahr appellierte er an die Gruitener: "Lassen Sie zu, dass Schwalben an Ihren Häusern nisten." Nicht selten reagieren die Bürger nämlich äußerst ungehalten auf die Mehlschwalbennester, zerstören die Konstruktionen aus Lehm und Erde. "Dafür kann es sogar Bußgelder geben", sagt Niepenberg, denn nicht nur die Vögel, sondern auch deren Nester stehen unter strengem Schutz.
Die Lösung sieht der Landwirt in den sogenannten "Kotbrettern". Diese werden unter die Nester der Vögel gehängt und verhindern die unschönen Folgen an den Häuserwänden. Niepenberg sorgte im vergangenen Jahr dafür, dass die Untere Landschaftsbehörde des Kreises Mettmann die Vorrichtungen in Gruiten mit 500 Euro subventionierte.
Zehn Hausbesitzer haben mitgemacht, auf diese Weise wurden 50 Meter an Kotbrettern verlegt. "Die Anbringung eines laufenden Meters kostet 30 Euro, zehn Euro gibt es dann pro Meter dazu", erklärt der Landwirt. Auch für dieses Jahr beantragte Niepenberg wieder erfolgreich die finanzielle Förderung der Bretter beim Kreis. Dazu gab er das Versprechen: "Reicht das Geld nicht für die Nachfrage, gebe ich selbst 500 Euro dazu."
In diesem Jahr ist der Eisenbahn-Bauverein bereits mit gutem Beispiel voran gegangen und hat auf eigene Kosten Kotbretter am Karl-Niepenberg-Weg installiert. 30 bis 40 Meter seien dort verlegt worden, so der engagierte Landwirt. Auch Familie Discher hat 40Meter Kotbretter anbringen lassen. "Im ersten Jahr hatten wir noch keine, da sahen unsere Hauswände ganz schön bescheiden aus", sagt sie und lacht.
Doch warum lieben die Mehlschwalben eigentlich Gruiten so sehr? Hier nisten nämlich, das bestätigte Niepenberg, besonders viele der Schwarzschnäbel. "Das hängt mit den vielen offenen Bautätigkeiten zusammen", meint der Gruitener. In den Baugruben sammelt sich irgendwann das Wasser und die schlammigen Löcher liefern den Vögeln dann das perfekte Baumaterial für ihre Nester.