Haan: Blaues Kreuz - Hilfe seit 20 Jahren
Selbsthilfe: Haaner Ortsgruppe betreut Suchtkranke und deren Familien.
Haan. Ein Gläschen in geselliger Runde, ein Glas Rotwein schon während der Zubereitung des Abendessens... Wann wird Alkohol zur Droge, wann beginnt die Abhängigkeit? "Der Weg vom Gewohnheitstrinken in die Alkoholsucht ist schleichend", sagt Dorit Koop.
Für Betroffene und deren Angehörige beginnt damit ein Leidensweg, weiß die ausgebildete Suchtkrankenhelferin des Blauen Kreuzes in Haan. Seit vier Monaten ist die 62-Jährige Leiterin des Ortsverbandes, der im Laufe seines 20-jährigen Bestehens viele Schicksale begleitete und Menschen zur Abstinenz verhalf.
"Ich war selbst alkoholabhängig", bekennt Dorit Koop offen. Seit zehn Jahren rührt sie keinen Tropfen mehr an. "Jetzt führe ich ein vernünftiges Leben und genieße jeden Tag." Die Aussage einer Abhängigen, die beim Blauen Kreuz Hilfe bekam. "Am Anfang ist es lustig, mal etwas zu trinken, dann wird es zur Gewohnheit, irgendwann werden Probleme im Alkohol ertränkt. Am Ende stehen Lebensängste, psychische und physische Beschwerden."
"Einige kamen schon zu uns und erwarteten Hilfe für ein kontrolliertes Trinken", sagt Dorit Koop. "Das funktioniert nicht. Die einzige Lösung ist, ganz aufzuhören." Mit ihren Kollegen Ester Richter, Gerhard Günther und Heinz Peters - alle ausgebildete Suchtkrankenhelfer - steht sie momentan 20 Hilfesuchenden zur Seite. "Meist sind es Betroffene ab 40 Jahren, die uns aufsuchen", sagt sie.
Aber auch Angehörige oder Großeltern, die sich um ihre Enkel sorgen, kommen zum Blauen Kreuz. Es geht um das Problem Alkohol, teilweise aber auch um Drogen- oder Medikamentenabhängigkeit. Kann die Gruppe nicht helfen, so vermittelt sie Hilfesuchende an weitere Fachstellen, hält zum Beispiel Kontakt zu speziellen Suchtbeauftragten in Wuppertal für alkoholgefährdete Jugendliche.
"Natürlich haben wir absolute Schweigepflicht", sagt Dorit Koop. "Viele wollen bei uns einfach alles mal rauslassen und merken dabei, dass sie nicht alleine sind", ermuntert sie Menschen, das Angebot der Gruppe wahrzunehmen.