Erkrath: Stadt setzt auf Warmduscher
Technik: Das Rathaus soll von diesem Jahr an mit Wärme geheizt werden, die dem Abwasser entzogen wird.
Erkrath. Wer an der Bahn- und Schlüterstraße wohnt, hat es in der Hand, ob die Mitarbeiter im Rathaus unter Fußkälte leiden oder im Winter kurz beärmelt an ihren Schreibtischen Platz nehmen können. Ein Dreh am Warmwasserregler bestimmt nicht nur das Wohlgefühl unter der Dusche, sondern auch die Temperatur des Wasser, das im Ablauf versickert. Und genau diese Wärme will sich die Stadt für die Beheizung des Rathauses zunutze machen.
Die Heizungsanlage für Alt- und Neubau ist 25 Jahre alt, eine Dreckschleuder mit miesen Abgaswerten und außerdem höchst zickig, was die Verlässlichkeit angeht und verbrennt jährlich 37400 Kubikmeter Gas. Die Erneuerung ist beschlossene Sache.
Da der Ersatz durch einen konventionellen Gaskessel zwar die preiswerteste, aber ökologische schlechteste Lösung wäre, setzt die Stadt nun auf High-Tech. "Ein Unternehmen in der Schweiz bietet die Technik für Wärme aus Abwasser an", sagt Tiefbauamtsleiter Peter Heffungs.
Um das Rathaus mit dem durchschnittlich 14 Grad warmen Wasser, das durch die Rohre rauscht, zu beheizen, wird in ein Kanalrohr in der Bismarckstraße auf einer Länge von 20 Metern eine Art Edelstahlwanne eingesetzt. "Dem Blech wird dann mit Wärmetauschern - wie auch bei der Gewinnung von Erdwärme - die Energie entzogen", erklärt Heffungs. Das Abwasser wird dabei um zwei Grad abgekühlt.
Das ist auch der Grund, der einer flächendeckenden Verbreitung dieser Technik im Wege steht. "Wenn wir das im größeren Stil machen würden, wäre das Wasser für die Bakterien in den Kläranlagen zu kalt", so Heffungs.
Frösteln müssten auch die städtischen Bediensteten, wenn ausschließlich auf Abwasserwärme gesetzt würde. "Diese Technik funktioniert nur bis zwei Grad Außentemperatur", so Heffungs. Um auch Minusgraden trotzen zu können, "müssen wir einen Gaszusatzkessel installieren".
Damit addieren sich die Gesamtkosten für die Umstellung auf Abwasserwärme auf rund 335000 Euro - darin enthalten sind bereits die Kosten für die Erdarbeiten und einen zusätzlichen Gaskessel.
Da die Summe trotzdem das Vielfache einer konventionellen Gasheizung erreicht, "haben wir einen Antrag auf Fördermittel des Landes gestellt", sagt Heffungs. Mit einem Baubeginn ist daher erst in der zweiten Jahreshälfte zu rechnen.