Haan: Ein Klavier besucht die Schule
Am Bollenberg hat am Montag das Förderprojekt der Musikschule begonnen.
Haan. Mit Karacho und lautem Gepolter kommen die Schüler ins Foyer gestürmt. Neugierig wird getuschelt, was sich wohl Ominöses unter dem Überzieher verbergen könnte. Als Eva Dämmer und Hartmut Faust das blank polierte schwarze Klavier enthüllen, herrscht augenblicklich atemloses Schweigen - nur durchbrochen von begeisterten "Ahs" und "Ohs". Mit dem einprägsamen Titel "Ein Klavier geht auf die Reise" soll das Instrument kreuz und quer durch Haans Grundschulen ziehen - inklusive der Waldorfschule sind das sechs an der Zahl. Station Nummer eins war am Montag in der Grundschule Bollenberg.
Die Zusammenarbeit gehört längst zum guten Ton, Musikschulleiterin Eva Dämmer ist bei den etwa 180Grundschulkindern bekannt und beliebt. "Wie geht das?", "Was machen wir jetzt?" wollen Kinder wie Florian und Leon wissen. Zunächst geht es um die so genannte Erweckung des Klaviers, dazu wurde "Wir tippen leise mit den Füßen/Wir wollen das Klavier heute so begrüßen" als Kanon dargeboten. Die Kinder sind begeistert. Vor allem darüber, dass nun einen Monat lang dieses "tolle Klavier" bei ihnen in der Schule bleibt.
Es geht allerdings nicht allein um die Virtuosität. Mit Hartmut Faust aus Wuppertal ist ein versierter Klavierbauer am Start. Schon bei der Einführung konnte er das Interesse der Kinder an technischen Details wecken. Dass ein handelsübliches Klavier aus mehr als
10 000 Teilen besteht, insgesamt 88 Tasten hat und hauptsächlich aus den Materialien Holz (Klavierkörper), Eisen (Saiten), Filz (beispielsweise an den Hammerköpfen) und Leder (verbindende Schnüren) gebaut wird, verblüffte die Kleinen. "Och, müssen wir zurück in den Unterricht?", maulten die Erst- und Zweitklässler, die nach der ersten Hälfte zurück in die Klassenzimmer sollten.
Sinn und Zweck ist es, Interesse an Musik im Allgemeinen und dem Instrument im Speziellen zu wecken. "Im Prinzip ist es der Kreativität der einzelnen Schule überlassen, was sie daraus macht", sagt die Musikschulleiterin. Seitens der Musikschule, deren Leiterin die Idee zum Konzept entwickelt hat, gibt es keine strikten Vorgaben, sondern Wahlangebote wie beispielsweise weiterführende Schnupperkurse.
"Bislang haben wir nichts Konkretes festgelegt", sagt Edith Schlaack, Leiterin der Grundschule am Bollenberg. Regulär erteilt Musiklehrerin Cornelia Holzhauser den i-Dötzchen dort zwei Musikstunden wöchentlich. Ob das Klavier nun in den Mittelpunkt eines eventuellen Winterkonzertes gestellt wird (in den vergangenen zwei Jahren wurden solche Aufführung in der Turnhalle gegeben), oder es nach dem vierwöchigen "Gastspiel" des Reiseklaviers eine hausinterne Präsentation geben wird - Schlaack hält verschiedene Optionen für möglich. Es geht ums Musik machen. Ums Erleben, dass der Ton, den die angeschlagene Taste erzeugt, "von mir ist".