Haan: Savoir-vivre im Park Ville d’Eu

Cidre, Calvados, Bergkäse, und Flammkuchen: Die Gaumengenüsse waren unerschöpflich.

Haan. Ursprünglich hätte das Winzerfest mit französischem Markt bloß alle zwei Jahre stattfinden sollen. "Doch schon die Premiere kam so gut an, dass wir in jedem Jahr feiern", sagte Fritz Köhler.

Der Kulturamtschef hatte auch diesmal allen Grund, glücklich unter seiner blauen Baskenmütze zu strahlen: Schon Freitagabend war die Veranstaltung im Park Ville d’Eu eine erfolgreiche Angelegenheit. Überall gab es an individuellen Einzelständen Kulinarisches vom Feinsten.

"Als waschechter Schotte pflege ich hier meine Feindschaft zu den Franzosen", witzelte John Erskine. In Wahrheit vertrug sich der Edinburgher blendend mit seinen Nachbarn und verkaufte wunderbare britische Marmeladen und das berühmte indische Chutney. "Das können wir besonders gut. Erinnern Sie sich? Wir waren mal ein Empire."

"Dieser Tee wird ‚Marokkanischer Whiskey’ genannt", erklärte Martin Singer Emilie Seefeldt den Probeschluck eines feinminzigen Tees zwei Schritte weiter. "Köstlich", lobte die Pensionärin und ließ sich interessiert Seifen nach arabischen Rezepten, gefärbt mit Henna, Paprika oder Schwarzkohle, ebenso detailliert erläutern wie das "Marokkanische Gold", unter dem das exklusive Arganöl unter Insidern firmiert.

Doch es waren bei der dreitägigen Sause nicht allein Cidre, Calvados, Bergkäse aus der Auvergne oder aus Wildschwein gemachte Würste, die Besucher wie Stephan Toldt mit Ehefrau Yvonne begeisterten. Von Versorgungsstationen holten sich die Besucher als solide Grundlage Pfälzer Saumagen, Garnelenspieße oder Winzersteak, genossen die Flammkuchen oder versorgten sich mit Weinen deutscher Winzer.

"Eine prächtige Kombination", lobte Christine Born - und ließ dabei offen, ob das Kompliment allein den ess- und trinkbaren Leckereien galt oder beispielsweise dem Rahmenprogramm.

Etwa 40 CDs hatten Fritz Köhler und sein Organisationsteam dabei, um "grundsätzlich französische Musik" als lautmalerische Kulisse zu haben. Natürlich gab es auch Live-Erlebnisse. So trat der Junge Chor Gruiten ebenso an wie der Männergesangsverein und die Jazz-Formation "Schwiegermutters Lieblinge".

Ganz oben in der Gunst der Frauen landete übrigens ein anderer Liebling: nämlich der elsässische Cremant-Spezialist Jean-Luc mit seinem besonderen Charmefaktor.

Doch auch Matthieu Pallas wusste am Akkordeon zu punkten. Einziger Wehmutstropfen für exklusive Genießer bei dem ganzen Zauber: Wegen eines Schimmelpilzbefalls einer Austernfarm am Golf von Morbihan gab es das "Luxusgeglibber" diesmal nicht. Doch wer weinte denen bei Elsässer Bäckerofe und Nudeln in Käse schon eine Träne nach . . .?