Haan: Überflieger an der Werkbank
Bei der Firma Bohle arbeitet mit Toni Ringleb ein 23-Jähriger, der seinen Meister mit Auszeichnung geschafft hat.
Haan. Ehrgeiz und Erfolg - beides muss sich entwickeln, findet Toni Ringleb. "Es kommt darauf an, wie man seine Fähigkeiten umsetzen kann", erklärt der 23-Jährige seinen Weg dorthin. Handwerkliches Geschick hat er bereits als Kind an der Drehbank seines Vaters in dessen Motorradwerkstatt bewiesen.
Eine ausgezeichnete Entscheidung - und das im wahrsten Sinne des Wortes: Die Handwerkskammer Düsseldorf zeichnete Ringleb neben zehn Kollegen aus anderen Bereichen unter 1041 neuen Meistern als Jahresbestmeister 2009 im Bereich Feinwerkmechanik aus.
Dabei gab es in der Heimat zunächst keine berufliche Perspektive für den Wahl-Solinger. "Ich komme aus dem Dorf Hüpstedt", sagt der junge Mann, "und bei uns sieht es arbeitsmäßig schlecht aus." Deshalb habe er sich direkt aus Thüringen mit dem Realschulabschluss bei der Bohle AG in Haan beworben, wo er mit 17 Jahren seine Ausbildung zum Zerspanungsmechaniker beginnen konnte. Nach einem Jahr in der Gemeinschaftslehrwerkstatt in Velbert kam dann die erste Auszeichnung "für besonders gute Leistungen".
Mit einem Lachen kann Toni Ringleb die nächsten Schritte aufzählen: Verkürzung der Ausbildung auf zweieinhalb Jahre, Ausbildungsabschluss mit Auszeichnung, Begabtenförderungsprogramm und Lehrgang - sowie der jetzt in der Abendschule erworbene Meistertitel mit Auszeichnung. Bei Bohle, dem europaweit führenden Hersteller von Werkzeugen für die Glasbearbeitung, betreut der Jungmeister die neue Produktionsmaschine im Werkzeugbau. Zur Arbeit fährt er morgens mit dem Fahrrad.
Seinem Ausbilder Friedhelm Bellen aus Solingen ist er dankbar, dass dieser sich sehr für sein Weiterkommen engagiert hat, wie er sagt. Gut ausgebildet zu sein, sei doch das A und O für ein erfolgreiches Berufsleben.
Da Ringleb nun selbst ausbilden kann, reflektiert er den heutigen Nachwuchs kritisch: "Denen wird eine falsche Welt vorgespielt, in der alle nur Popstars werden wollen. Und bei den Lehrlingen heute gibt es einen schlechten Stand. Das fängt schon bei der Pünktlichkeit an."
So wundert er sich nicht über drohenden Fachkräftemangel: "Es ist überhaupt kein technisches Interesse mehr da." In seiner Schule habe er noch Werkunterricht gehabt, bei dem er habe ausprobieren können. Deshalb wünscht sich der Feinmechanikermeister, dessen Freundin in Jena studiert, dass wieder die gesamte Person in den Schulmittelpunkt gestellt wird, damit jeder sein Talent entdecken kann.