Heimat ist, wo das Herz zu Hause ist

Für den einen ist es die Familie, für den anderen eine Zuflucht in stressigen Zeiten. Drei Bürger erklären ihr Verständnis des Begriffs „Heimat“.

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Mettmann/Erkrath/Wülfrath. Peter Feyen (69) ist geborener Mettmanner. Er hat ein Buch mit dem Thema „Freizeit in den Aufbruchjahren“ geschrieben, das die 50er und 60er Jahre in Mettmann beleuchtet. Feyen forschte über die Geschichte von Mettmann-Süd und initiierte eine Fotoausstellung über den Stadtteil.

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Für ihn bedeutet Heimat ein „Wohnumfeld, in dem ich mich wohlfühle“. Und: Heimat betreffe immer den gesamten Menschen, sagt er. Vieles hänge von der persönlichen Stimmung ab, ob man sich in der Heimat wohlfühle oder nicht. Außerdem habe Heimat immer etwas mit der lokalen Geschichte zu tun. Wer die kennt, hat eine andere Beziehung zu seiner Stadt, sagt er. Ganz wichtig, so Feyen, seien typische Häuser, Sauberkeit im Umfeld. Für ihn habe Heimat nicht unbedingt etwas mit der Kindheit zu tun. So fühle er sich beispielsweise in Obernbayern — dort verbringt die Familie seit vielen Jahren ihren Urlaub — sehr wohl. Seine Heimat sei eben nicht nur in Mettmann, sondern auch dort, wo seine Kinder und Enkelkinder leben, also in Heiligenhaus, Lörrach und Laudenbach im Odenwald.

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Nach Feyens Meinung habe sich der Begriff Heimat in den vergangenen Jahren nicht verändert. „Sicherlich gibt es aber neue Aspekte durch die Migration und durch die Politik, die sogar ein Heimatministerium etabliert hat. Auf die Frage, ob der Begriff „Heimat“ nicht zu konservativ und altbacken sei, entgegnet Feyen: „ „Ganz und gar nicht. Heimat ist hochmodern.“ Gerade in Zeiten des Werteverlustes, der Vereinsamung und der Resignation, erhalte Heimat einen ganz neuen Stellenwert, sei sehr wichtig und wertvoll.

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Das kann auch Boris Nikolic (37) von den „Ercroder Jonges“ unterschreiben. Die Hinwendung zur Heimat ist für ihn „eine Antwort auf die globalisierte Welt“. Er selbst hat sie beim TuS Erkrath, beim THW Haan und vor sechs Jahren auch bei den Jonges gefunden, denen schon sein Onkel angehörte. Im Kreise der Heimatpfleger findet Nikolic sein „Bedürfnis nach Halt in einer schnelllebigen Welt“ erfüllt. Zum Studium habe es ihn zwar einmal nach Venlo gezogen, aber der Wunsch, wieder in die vertraute Region zurückzukehren, sei immer präsent gewesen. Es reicht ihm völlig, dass er als Speditionskaufmann mit Spezialgebiet Luftfracht mit der großen weiten Welt zu tun hat, mit Indien, China, Amerika. Am wohlsten fühlt er selbst sich aber daheim in Alt-Erkrath, wo er mit Lebensgefährtin und Kind im Stammhaus seiner Familie lebt. Er ist dort in einem Mehrgenerationen-Haushalt aufgewachsen und bedauert, dass er in der Düsseldorfer Universitätsklinik geboren wurde und nicht, wie noch seine Mutter, in Alt-Erkrath (mit Hilfe einer Hebamme) das Licht der Welt erblickte. So viel zum „gebürtigen Erkrather“, von denen es laut Nikolic nur noch sehr wenige gebe — bedauerlicherweise. Bei den Jonges ist er nicht nur für den Schriftkram zuständig, sondern packt „wie alle anderen auch“ kräftig mit an, wenn es darum geht, Denkmale zu planen und zu errichten oder bereits vorhandenen Statuen wie „Maria im Tal“ (gemeint ist das Stindertal) zu neuem Glanz zu verhelfen. Wenn er an Erkrath denkt, denkt er an seine Kindheit, seine Familie, seine Freunde. Er hofft, dass auch sein erst eineinhalb Jahr junger Sohn einmal so denkt und — natürlich — ein „Ercroder Jong“ wird.

Ulrich Erbach ist ein Ur-Wülfrather, der bis zu seiner Rente als Elektroinstallateur den Familienbetrieb geleitet hat. Der zweite Vorsitzende des Trägervereins des Niederbergischen Museums war Gründungsmitglied des Vereins, der vor jetzt 12 Jahren dafür gesorgt hat, dass das 2005 geschlossene Museum wieder eröffnet werden konnte. Seine Motivation damals: „Mich hat das geärgert, dass die Stadt das Museum aufgeben wollte. Deswegen habe ich mich für den Erhalt engagiert.“ Der Trägerverein zahlt aus Beiträgen der Mitglieder die Miete für das Museum an die Stadt und holt weiteres Geld durch die Bergische Kaffeetafel und viel ehrenamtliches Engagement herein. Ulrich Erbach sieht Heimat ganz pragmatisch: „Heimat ist für mich da, wo meine Enkelkinder sind, wo meine Familie ist“, sagt er. Heimatgefühle stellen sich dann bei ihm ein, „wenn ich die Tür zur Wohnung aufschließe. Heimat ist für mich Wülfrath, ist das Niederbergische Land.“ Heimat sei positiv besetzt. Er brauche keine Vereine wie den Heimatbund, der 2016 aufgelöst wurde. „Ich war da Mitglied, aus Tradition, weil schon mein Vater drin war.“ Engagiert habe er sich nicht, weil er eigentlich „grundsätzlich etwas gegen Vereine“ hat.