Jörg Höppner: Der Schlagloch-Detektiv
Er nennt sich „Straßenbegeher“. Jörg Höppner (50) ist täglich rund zehn Kilometer unterwegs, um Schäden aufzuspüren.
Mettmann. Jörg Höppner (50) kennt jede Ecke und jeden Winkel in seiner Heimatstadt. Er ist ständig auf Achse in Mettmann — egal, ob die Sonne scheint, ob es regnet oder schneit. Zehn Kilometer macht er jeden Tag zu Fuß, immer auf der Suche nach Gefahrenstellen auf Straßen, Plätzen und Bürgersteigen. Höppner ist Mitarbeiter im städtischen Tiefbauamt. Seine genaue Dienstbezeichnung: Straßenbegeher.
Seit 14 Jahren ist Höppner im Dienste der Stadt unterwegs. In dieser Zeit hat er sich schon viele Sprüche anhören müssen. „Ja, ja . . .“, winkt er mit einem Lächeln ab, „für viele bin ich der bestbezahlte Spaziergänger der Stadt.“
Bequeme Straßenschuhe sind für Höppner wichtig. Wunde Füße kann er sich nicht erlauben. Pro Jahr gehen zwei Paar Schuhe drauf. Dicke Wanderstiefel trägt er jedoch nicht. „Feste Straßenschuhe reichen aus.“ Schließlich ist er nicht auf Wanderschaft, sondern auf „Dienstreise“. Höppner läuft nicht, er spaziert. Seine Augen wandern hin und her, suchen den Boden ab. „Hallo Jörg“, ruft ein Passant im Vorbeigehen. „Alles klar?“ Höppner hebt die Hand und nickt. Man kennt sich.
Aus gesundheitlichen Gründen musste der Dachdeckergeselle umsatteln. Seine Eltern, die bei der Stadt angestellt waren, rieten ihm, bei der Stadtverwaltung anzufangen.
„Ein reiner Bürojob wäre nichts für mich“, sagt Höppner. Er ist lieber draußen. Seine Fußmärsche und die frische Luft halten ihn fit. „Ich habe keine Probleme mit Bluthochdruck.“ Und die Abwehrkräfte mobilisiere der Job auch.
An einer roten Fußgängerampel bleibt er stehen. Im Dienst bei Rot eine Straße zu überqueren, das gehe gar nicht. „Da bin ich ganz vorbildlich.“ Schließlich würden ihn viele Leute kennen. „Das kann ich mir nicht erlauben.“
Dennoch hatte sich mal die Polizei auf seine Fährte gesetzt. „Irgendjemand hatte sie gerufen, als er mich beobachtete und dachte, dass ich die Wohngegend ausspioniere“, sagt Höppner. Sein Dienstausweis half ihm, die Situation schnell aufzuklären.
Stolperfallen, kaputte Bordsteine, Schächte, Senken und verblasste Straßenschilder, aber auch Baustellen, die nicht richtig abgesichert sind, dokumentiert der Straßenbegeher. „Hier zum Beispiel“, sagt er und zeigt auf eine Stelle des Bürgersteigs, wo ein größeres Loch klafft, das nur mit Sand gefüllt wurde.
Höppner: „Das ist ein alter Aufbruch der Stadtwerke. Sie haben es so hinterlassen, weil bei dem kalten Wetter die Pflastersteine nicht neu gelegt werden konnten. Das wäre alles nur buckelig geworden. Aber jetzt kann die Arbeit gemacht werden.“ Höppner holt sein Handy hervor. Es ist unterwegs sein wichtigstes Arbeitsgerät. Er fotografiert die Schadensstelle und spricht dann in sein Mobiltelefon, an welcher Stelle sich das Loch genau befindet.
Später, im Büro, füttert er den Computer mit allen Daten. Dort, wo Höppner Gefahrenstellen ausmacht, informiert er sofort den Baubetriebshof. „Denn die Verkehrssicherheit muss gewährleistet sein“, sagt er. Deshalb ist er unterwegs.
Die Stadt hat Höppner in 16 Bezirke aufgeteilt, die er regelmäßig abgeht. Durch die Innenstadt läuft er einmal wöchentlich, in reinen Wohngegenden ist er einmal im Monat unterwegs. Aber auch die Landwege in den Außenbereichen muss er regelmäßig inspizieren. „Das mache ich mit dem Auto.“
Am liebsten ist Höppner in der Innenstadt unterwegs. „Da treffe ich Leute, die ich kenne.“ Zeit zu einem kleinen Schwätzchen muss sein.