Junge ertrinkt in Ratinger Teich
Zwei Kinder aus der Asylunterkunft an der Mettmanner Straße sind am Mittwoch beim Spielen in einen angrenzenden Teich gefallen.
Ratingen. Bei einem tragischen Unfall ist am Mittwochabend ein achtjähriger Junge in einen Teich an der Mettmanner Straße gefallen und ertrunken. Sein fünfjähriger Bruder wurde ins Klinikum nach Wuppertal gebracht. Zunächst war von Lebensgefahr ausgegangen worden, gestern war von guten Überlebenschancen die Rede. Das vollständig umzäunte Privatgewässer liegt direkt an der Asylunterkunft Mettmanner Straße 113. Die dort lebende Familie der beiden Kinder stammt aus Serbien. Die Kripo hat Ermittlungen aufgenommen.
Am Morgen nach dem Unglück war die Betroffenheit groß. Rolf Steuwe, Erster Beigeordneter der Stadt, war sofort mit der Integrationsbeauftragten Zeliha Yetik und ihrem Kollegen Karlheinz Rösnick zur Unterkunft geeilt. Alle zeigten sich erschüttert. Zum genauen Unfallhergang konnte noch niemand etwas sagen.
Steuwe vermutete, dass beim Spielen auf dem Hinterhof des Gebäudes, der direkt an das private Teichgelände eines Nachbarn angrenzt, ein Ball über den Zaun geflogen sei und die Kinder versucht hätten, ihn zu holen. „Wie das genau geschehen konnte, wird die Kripo klären, die die Ermittlungen sofort aufgenommen hat“, sagte Steuwe sichtlich mitgenommen. Zunächst gelte es, der betroffenen Familie alle erdenkliche Hilfe zukommen zu lassen. Als Erstes habe man einen Fahrdienst für die Angehörigen nach Wuppertal organisiert: Die Mutter wachte am Morgen bei ihrem fünfjährigen Sohn im Krankenhaus, der Vater war in der Unterkunft.
Rolf Steuwe sagte: „Ich habe noch am Abend vor der Feuerwehr von den Unfall erfahren. Ein Kind wurde schwer verletzt nach Wuppertal gebracht, das andere in eine Klinik nach Duisburg.“ Am Morgen habe er erfahren, dass der Achtjährige gestorben sei. Nun gehe es zunächst darum, auch das Umfeld der Familie zu stabilisieren.
Fest steht bisher Folgendes: Die Rettungsleitstelle und die Polizei erhielten nach Angaben der Polizei um 21.34 Uhr über Notrufe Kenntnis von einem Unglücksfall an der städtischen Asylunterkunft. Nach Angaben von Thomas Tremmel, stellvertretender Leiter der Feuerwehr, war zunächst nur ein Kind als „nicht mehr ansprechbar“ gemeldet worden. Ein Notarzt, ein Rettungstransportwagen und ein Rüstfahrzeug wurden alarmiert und waren nach drei Minuten vor Ort: Den Achtjährigen hatten Angehörige aus dem Wasser gezogen. „Sie hatten auch die Erstversorgung eingeleitet“, sagte Tremmel. Notarzt und RTW-Besatzung hätten sofort mit der Reanimation begonnen. Währenddessen wurde bekannt, dass auch ein zweites Kind aus dem Teich gerettet worden war: Man hatte es ins Haus gebracht und ins Bett gelegt. Der Junge sei „stark unterkühlt, aber ansprechbar“ gewesen, so Tremmel. Ein weiterer Notarzt und ein RTW aus Mettmann wurden sofort nachalarmiert.
Der Achtjährige sei unter Reanimationsbedingungen nach Duisburg gebracht worden. Wenn es um Kinder gehe, werde deutlich länger reanimiert, sagte Tremmel. Je jünger die Patienten sind, umso erfolgreicher verläuft eine Wiederbelebung nach Ertrinken und Unterkühlungen. „Der Junge konnte nicht wiederbelebt werden und verstarb auf dem Weg zum städtischen Klinikum in Duisburg“, so die Polizei. Der Zustand des Fünfjährigen sei „kritisch, aber nicht lebensbedrohlich“: Er liegt auf der Kinderintensivstation in Wuppertal und steht unter Beobachtung. Vor Ort sei auch ein Notfallseelsorger gewesen, sagte Tremmel. Noch in der Nacht habe es auf der Wache eine Einsatznachbesprechung gegeben. Die eingesetzten Kollegen seien „sehr betroffen, aber gefasst“ gewesen. Ihnen sei psychologische Hilfe angeboten worden. Der Grund, wie und warum die Kinder zu dem umzäunten Teich gelangen konnten und ins Wasser fielen, konnte noch nicht ermittelt werden, so die Polizei. Polizeisprecherin Nicole Rehmann sprach von einem „Unglücksfall“.