Mettmann „Alte Liebe“ spielt nah an der Wirklichkeit
Mettmann. · Das Stück „Alte Liebe“ begeistert die Zuschauer in der Neandertalhalle.
(eise) Die Bühnendekoration entsprach dem Inhalt des Stückes „Alte Liebe“, das jetzt vom Landestheater Detmold in der Stadthalle aufgeführt wurde. Ein altes Ehepaar, das sich nichts mehr zu sagen hatte, ein jeder seiner Wege ging und nur noch jammerte. Die beiden Schauspieler Kerstin Klinder und Jürgen Roth spielten die Rollen sehr überzeugend: Lore, die Bibliothekarin, den schönen Dingen des Lebens eher zugeneigt als Harry, der nach seiner Pensionierung nur noch seinen Garten kennt und die schönen Dinge des Lebens eher auf dem Golfplatz und mit der Bierflasche sucht. Aber die andauernde Nörgelei war schon nervend.
Tochter Gloria will zum dritten Mal heiraten, einen stinkreichen Kerl, einen Kopf kleiner als sie, dick und von Beruf Erbe, der in Namibia Antilopen schießt. Die Hochzeit soll in Leipzig stattfinden. Lore besucht eine Lesung – Martin Walser, der Angehimmelte entpuppte sich als Muffel und enttäuschte auf der ganzen Linie. Wieder ein Grund zum Jammern. Die Versuche der lamentierenden Ehefrau, an bessere Zeiten anzuknüpfen („Soll ich mal wieder backen, den Frankfurter Kranz hast du doch immer so gerne gegessen“) wurden abgeschmettert.
Die Mutter von Lore wird 93, und Lore hat das nächste Thema zum Greinen: die verdammten Gene, sie würde ihrer Mutter immer ähnlicher mit ihrem Bauerngesicht. Und Harry hat von seiner Schwiegermutter 15 Jahre die gleichen Pralinen geschenkt bekommen. In einem Punkt sind sich die Beiden einig: „Alt werden ist kein Kampf, es ist ein Massaker“ und die Bücher, die sie liest, handeln auch nur von Liebe, (die sie nicht hat) und Tod (den sie nicht will).
Dann kommt ein Stimmungswandel auf – man hinterfragt sich. Harry will lieber als erster sterben, um nicht alleine zu bleiben. Die Mutter stirbt plötzlich, und Lore findet sich in der Rolle der trauernden Tochter wieder. Noch ein Versuch: „Ich glaube, ich liebe dich doch noch“ – „Sag Bescheid, wenn du es genau weißt“. Bei der Hochzeit von Gloria sind die Zwei in ihrer Ablehnung des ganzen neureichen Theaters einer Meinung und sie ent/verführt ihn alkoholbeschwingt. Das Stück sorgte für großen Beifall.
