Europawahl 2024 im Kreis Mettmann Absturz der Grünen – Erschrecken über Gewinne der AfD
Kreis Mettrmann · Die ersten Reaktionen auf die Ergebnisse der Europawahl waren gemischt. Die CDU ist die stärkste Kraft, gefolgt von der SPD, den Grünen und der AfD. So werden die Gewinne und Verluste in den Städten kommentiert.
Zuversicht bei der CDU, Zufriedenheit bei der FDP, ein Durchatmen bei der mit einem blauen Auge davongekommenen SPD und Katerstimmung bei den Grünen. So lässt sich die Stimmungslage der Parteien unmittelbar nach der Europawahl beschreiben. Was alle Parteien in allen Städten eint, ist das Erschrecken über die Zuwächse der AfD – vor allem mit Blick auf ein starkes Abschneiden bei Erstwählern.
Mettmann Als klare Denkzettelwahl für die schlechte Politik der Ampel in Berlin betrachtet der CDU-Vorsitzende Fabian Kippenberg das Ergebnis. „Kanzler Scholz vermittelt einem zu keiner Zeit das Gefühl, dass er die Lage im Griff hat.“ In Mettmann konnte sich die CDU im Vergleich zur Europawahl 2019 steigern. Das Ergebnis sei ein klarer Auftrag für die Christdemokraten im Europäischen Parlament, so Kippenberg: „Aber ich lese daraus, dass wir mit Blick auf die Wahlen im kommenden Jahr auch Verantwortung im Bund und hier in der Stadt Mettmann übernehmen müssen.“ FDP-Chefin Andrea Metz fühlt die Linie der Liberalen bestätigt. Ein Zugewinn auf knapp zehn Prozent zeige, dass man auf dem richtigen Weg sei. „Deshalb bin ich ganz zufrieden.“ Nils Lessing von den Grünen zeigte sich enttäuscht vom Abschneiden seiner Partei in Mettmann. Im Vergleich zur Europawahl 2019 verloren die Grünen fast zehn Prozentpunkte. „Darüber sind wir natürlich enttäuscht. Ich sehe darin einen Denkzettel für die Regierungsbeteiligung in Berlin und das Erscheinungsbild der Ampel.“ Erschrocken seien die Grünen über das erneut starke Abschneiden der AfD. „Offenbar haben sie mit ihrem TikTok-Angebot viele Erstwähler erreichen können.“
In Erkrath fühlte sich der Landtagsabgeordnete Christian Untrieser, CDU, „einmal mehr in der richtigen Partei“. Die Christdemokraten gingen gestärkt aus der Europawahl in die Wahlkämpfe des nächsten Jahres. SPD-Parteichef Toni Nezi verwies auf das in manchen Viertel deutliche Erstarken der AfD. In einigen Quartieren seien die Rechtsextremen mittlerweile die stärkste Kraft. Er sehe es als Herausforderung an, dagegen vorzugehen. Peter Knitsch (Grüne) sieht in der in Erkrath starken AfD noch keinen verfestigten Trend, sondern erneut eine Denkzettelwahl. Dass offensichtlich viele junge Wähler ihr Kreuz bei der AfD gemacht haben, müsse allerdings als Warnzeichen angesehen werden. „Wir werden die Ergebnisse jetzt genau analysieren und unsere Politik nachjustieren.“
Wülfrath Ernüchtert und schockiert zeigen sich die Lokalpolitiker. Zwar geht die CDU klar als Gewinner hervor, sonderlich erfreut klang Martin Sträßer, stellvertretender Parteivorsitzender und Landtagsabgeordneter, nicht. „Wir haben nur ein bisschen zugelegt. Das heißt, die Verluste der anderen Parteien sind nicht zu uns geflossen.“ Dass die AfD in Wülfrath, wo sie bislang nicht präsent war, ein so starkes Ergebnis erhalten hat, überrascht ihn. Ähnlich sieht das auch Niels Sperling, Vorsitzender der SPD. Zwar konnte die Partei am Ende doch noch vor der AfD als zweit stärkste Kraft hervorgehen. Grund zum Jubeln sei das aber nicht. „Ich bin sehr enttäuscht.“ Das Ergebnis sei ganz klar eine Abstrafung der Ampel. Was das bedeutet? „Wir müssen mehr tun und dem Trend etwas entgegensetzen.“ Thomas May, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Grünen, sieht diese Gründe für das schlechte Abschneiden: was auf Bundesebene bei der Partei schiefläuft, die Positionierung der Bundespartei und die Erstarkung der AfD. „Wir laufen Gefahr, die Demokratie zu verlieren“, sagt er.