Gutes Ergebnis für die FDP Die CDU gewinnt die Wahl in Düsseldorf
Düsseldorf · Die Düsseldorfer Spitzenkandidaten Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) und der ehemalige Oberbürgermeister Thomas Geisel (BSW) ziehen ins europäische Parlament ein. Ein historisch schlechtes Ergebnis erzielt die SPD, die FDP zeigt sich ungewöhnlich stark.
Aus der Europawahl ist die CDU auch in Düsseldorf als stärkste Kraft hervorgegangen. Nach Auszählung aller Stimmen in der Landeshauptstadt kam sie auf 24,9 Prozent. Ein historisch schlechtes Ergebnis im Vergleich auch zu Landtags- und Kommunalwahlen erreichte die SPD mit 14,3 Prozent. Die Grünen verloren mit 19,4 Prozent rund zehn Prozentpunkte, wenn die vergangene Europawahl als Maßstab angelegt wird. Dennoch sind sie zweitstärkste Partei in Düsseldorf geworden. Als liberale Hochburg kann die Stadt zudem beschrieben werden, denn die FDP war mit 11,2 Prozent mehr als doppelt so stark wie bundesweit. Die AfD verbesserte sich leicht und erreichte ihr bestes Resultat in Düsseldorf (8,4 Prozent). Die Wahlbeteiligung lag bei 63,9 Prozent.
Die bundesweiten Hochrechnungen ließen früh den Schluss zu, dass die beiden Düsseldorfer Spitzenkandidaten Thomas Geisel für das BSW sowie Marie-Agnes Strack-Zimmermann für die FDP wie erwartet ins Europäische Parlament einziehen.
Strack-Zimmermann sprach am frühen Abend mit Blick auf ein Ergebnis rund fünf Prozent bundesweit „von einer wirklich guten Nachricht“, da man nach Umfragen lange nur bei drei Prozent gelegen habe. Der Chef der Kreispartei, Moritz Kracht, freute sich über „ein außergewöhnlich gutes Abschneiden“ in Düsseldorf. Zwar schneide die FDP dort traditionell besser ab als im ganzen Land, aber nicht so deutlich. Das sei zuerst ein „toller Erfolg“ von Strack-Zimmermann. Es zeige sich aber auch, welches Potenzial die Partei in der Stadt habe. Das wolle man auch bei der Kommunalwahl 2025 nutzen.
Auch Geisel zeigte sich im Gespräch mit unserer Redaktion sehr zufrieden, da das BSW als erste Partei überhaupt aus dem Stand auf mehr als fünf Prozent gekommen sei. Für Düsseldorf erhoffte er sich ein mindestens genauso gutes Ergebnis, am Ende lag das BSW aber mit 4,8 Prozent darunter. Persönlich freue er sich auf die neue Aufgabe, schon in der nächsten Woche habe er Termine in Brüssel, sagte Geisel.
Knapp hingegen wurde es wie erwartet für Miriam Viehmann (CDU), die auf Landeslistenplatz sieben mindestens ein Ergebnis von 30 Prozent für ihre Partei in NRW benötigte. Auch die Ergebnisse anderer Bundesländer und die Wahlbeteiligung hatten darauf Einfluss. Bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe stand noch nicht fest, ob sie es geschafft hat. „Das wird ein langer Abend für mich“, sagte die Kandidatin, die aber zufrieden mit dem engagierten Wahlkampf war: „Die Wähler waren uns gegenüber sehr aufgeschlossen und positiv.“ CDU-Chef Thomas Jarzombek sagte zum Bundestrend: „Wir freuen uns, dass wir unser Ergebnis gegenüber dem letzten Mal verbessert und unser Ziel erreicht haben.“ Klar sei aber mit Blick auf die AfD auch, „dass es keinen Anlass zur Euphorie gibt“. Zum Düsseldorfer Ergebnis von 24,9 Prozent sagte er, es sei „positiv, dass wir auch hier die stärkste Partei sind“.
Eng war es auch für Linken-Kandidatin Özlem Demirel, obwohl das bisherige Mitglied des Europäischen Parlaments sogar auf Platz drei der Bundesliste geführt wurde. 2,6 Prozent bundesweit sollten reichen, sagte Demirel am Abend, doch die Partei lag da nur knapp über dieser Schwelle. Sie sprach von „einem sehr schlechten Ergebnis“. Noch nie habe sie eine so polarisierte Stimmung im Land erlebt.
Ohne Aussicht auf persönlichen Erfolg ins Rennen gegangen war Sabrina Proschmann (SPD). Für ihren Listenplatz 31 hätten die Sozialdemokraten mehr als 30 Prozent der Stimmen benötigt. Die Düsseldorfer Partei verfolgte die Auszählung im SPD-Haus an der Kavalleriestraße. Ernüchterte Reaktionen gab es nach den ersten Hochrechnungen mit Blick auf das eigene Ergebnis: „Noch mehr weh tut mir allerdings das Ergebnis der AfD“, sagte Proschmann. Parteichefin Zanda Martens war aber erleichtert, dass sich die AfD in Düsseldorf nicht so stark wie befürchtet verbessert habe. Insgesamt spiegele sich in der Stimmenverteilung viel Frust gegenüber der Ampel-Regierung.
Immerhin sei man in Düsseldorf etwas besser als bundesweit. Und das, obwohl man mit Geisel und Strack-Zimmermann zwei sehr prominente Politiker als Konkurrenz gehabt habe. Aber: „Insgesamt können wir nicht zufrieden sein“.
In der Landesgeschäftsstelle der Grünen an der Oststraße war die Enttäuschung am Wahlabend groß: Nach dem großen Wahlsieg 2019 mit 20,5 Prozent konnten die Bundes-Grünen nur knapp 12 Prozent der Stimmen auf sich vereinen. Ein deutlich schlechteres Ergebnis als 2019 fuhren auch die Grünen in Düsseldorf ein: 2019 waren sie mit 29,2 Prozent der Stimmen die stärkste Kraft in der Landeshauptstadt und überhaupt stärkste Kraft bei einer Wahl in Düsseldorf geworden. Dann das ernüchternde Ergebnis am Wahlabend: 19 Prozent, womit sie aber in der Landeshauptstadt auf Platz zwei liegen.
„Das Ergebnis lässt sich nicht schönreden, wenn man so viele Stimmen verliert“, sagte der Sprecher des Kreisverbands, Christian Fritsch. 2019 habe man eine „Hochphase der Klimabewegung“ erlebt, Entwicklungen wie die Corona-Krise oder der Krieg in der Ukraine hätten danach aber zu Verunsicherung geführt. „Doch es fühlt sich gut an, in Düsseldorf den zweiten Platz zu behaupten und auf Tuchfühlung mit der CDU zu gehen“, sagte Fritsch. Er sieht das Ergebnis auch als „gute Ausgangslage“ für die Kommunalwahl im kommenden Jahr. Es sei in Düsseldorf gelungen zu zeigen, dass grüne Politik „eine Politik ist, die positiv auf die Zukunft ausgerichtet ist, dass wir uns Herausforderungen stellen und Problemlösungen anbieten.“ In Düsseldorf sei die Botschaft angekommen, dass man in Zeiten der Klimakrise eine Stadt so ausrichten müsse, „dass sie dem gewachsen ist“, dass die Grünen die Partei des Klimaschutzes seien.
Ihr historisch bestes Ergebnis in Düsseldorf erzielte die AfD. Sie kam auf ein Endergebnis von 8,4 Prozent, ihren Spitzenwert hatte sie bislang bei der Bundestagswahl 2017 mit knapp acht Prozent erreicht. Besonders ungewöhnlich: In Garath ist die Partei mit 25,5 Prozent der Stimmen sogar die stärkste Kraft geworden. Zwar hatte die Partei in dem Stadtteil zuletzt wiederholt ihre besten Ergebnisse erzielt, aber noch nie in dieser Dimension und noch nie auf Platz eins.
Insgesamt 3500 Wahlhelfer waren in der Landeshauptstadt im Einsatz. Für das ehrenamtliche Engagement bedankten sich Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) und der Beigeordnete Christian Zaum. Die beiden besuchten am Nachmittag das Briefwahlzentrum an der Suitbertusstraße.