Landwirtschaft im Kreis Mettmann Bauern klagen über Erschwernisse

Kreis Mettmann · Die Kreisbauernschaft Mettmann lud die agrarpolitischen Sprecher der vier „wählbaren Parteien im Landtag“ ein.

Kreisbauernschaft trifft Politik (v.l.): Kreislandwirt Martin Dahlmann, Bianca Winkelmann, Andre Stinka, Norwich Rüße und Markus Diekhoff.

Foto: Achim Blazy (abz)

(seg) In neunter Generation betreibt Christian Benninghof Landwirtschaft auf Gut Diepensiepen. „Meine Familie und ich gehören, wie die meisten meiner Kollegen hier zu den Großstadtbauern.“ Er stellt Lebensmittel her und vertreibt diese zum Teil selbst, weiß somit ganz genau, was der Kunde haben will und was nicht. Von einem Vollzeitpolitiker, der sich von Beratern umgibt, lässt er sich, wie die meisten seiner Kollegen daher nur ungern sagen, wie er seinen Betrieb zu führen hat – vor allem dann nicht, wenn seine Arbeit durch immer neue Verordnungen und Regeln so sehr erschwert wird, dass sich diese kaum noch rentiert.

Arbeit wird durch neue Verordnungen erschwert

Entsprechend bissig und provokant eröffnete der Gastgeber dieser besonderen Podiumsdiskussion den Abend mit rund 60 Gästen und den vier agrarpolitischen Sprechern „aller vier wählbaren Parteien“, wie er CDU, SPD, FDP und Grüne bezeichnete. In seiner linken Hand wedelte er mit einem roten und einem blauen Umschlag, deutlich als Wahlbriefe zu erkennen. „Sie wollen diese von uns. Wir wollen wissen, was sie uns dafür zu bieten haben.“

Konfrontiert wurden Bianca Winkelmann (CDU), André Stinka (SPD), Norwich Rüße (Grüne) und Markus Diekhoff (FDP) mit der Düngeverordnung, dem Plan, wichtige Ackerflächen zugunsten des Artenschutzes brach liegen zu lassen oder die Anzahl an gehaltenen Tieren zu reduzieren. Darüber hinaus wollten die anwesenden Zuhörer wissen, welche Rolle die nordrhein-westfälischen Landwirte nun im Zuge des Ukraine-Kriegs bei der Ernährungssicherheit in Deutschland spielen werden. Bislang nämlich lande das in Deutschland produzierte Getreide überwiegend in Futtertrögen.

Die agrarpolitischen Sprecher lieferten zu jeder Frage eine Antwort. Für Rüße und die Grünen sei klar, dass Natur und Gesellschaft miteinander in Einklang zu bringen seien und dass sich der Arbeitsaufwand der Landwirte auch ökonomisch lohnen müsse. Für Dieckhoff und die FDP steht dagegen die Selbstständigkeit mit einem freidenkenden und handelnden Menschen im Mittelpunkt. „In der Landwirtschaft gibt es zu viele Leute, die es besser wissen. Die Landwirte sollten gut von ihrer Arbeit leben und sich selbst entwickeln können.“

Gefragt nach der Vier-Prozent-Quote, die Landwirte künftig von ihren Flächen für den Artenschutz brachliegen lassen sollen, antwortete Stinka, dass diese Pläne wegen des Ukraine-Kriegs neu überdacht werden sollten. „Wir haben in Deutschland einen hohen Getreidebedarf und müssen schauen, wo dieser landet.“ Statt Futtertröge zu füllen, sprach sich Stinka dafür aus, Länder wie Äthiopien zu beliefern, die selbst einen hohen Bedarf haben und abhängig von ukrainischen Importen sind. Winkelmann dagegen stellte sich die Frage, ob es im kommenden Jahr überhaupt noch genug Dünger geben werde, um die Ernte 2023 zu sichern.

„Wir laufen sehenden Auges auf eine Versorgungskrise zu. Unsere Landwirte sind in der Lage, uns zu ernähren, wir müssen sie es nur machen lassen“, resümiert Stinka.