Arbeit im Kreis Mettmann DGB schlägt wegen Jobverlusten Alarm

Kreis Mett · 34,3 Prozent Zuwachs bei den Langzeitarbeitslosen. Die Agentur für Arbeit musste Qualifizierungskurse ausfallen lassen.

Karl Tymister leitet die Agentur für Arbeit Mettmann. Er bestätigt die vom DGB genannten Zahlen im Grundsatz.

Foto: Agentur für Arbeit Mettmann

Corona treibt deutlich mehr Menschen als früher in die Langzeitarbeitslosigkeit. Und in Hartz IV. Mit diesem Alarmruf meldet sich der Deutsche Gewerkschaftsbund, Kreisverband Mettmann. Der DGB nennt diese Zahl: Von April 2020 bis April 2021 seien im Kreis Mettmann 1976 Arbeitssuchende länger als ein Jahr lang ohne Job. Dies bedeute eine Steigerung um 34,3 Prozent innerhalb von zwölf Monaten. Viele von ihnen gingen aus der Arbeitslosenversicherung in den Bereich des Sozialgesetzbuchs III über – was umgangssprachlich „Hartz IV“ genannt wird. „Viele Betroffene sind nur aufgrund der Corona-bedingten Einschränkungen arbeitslos geworden. Sie geraten in eine soziale Abwärtsspirale, die unbedingt verhindert werden muss. Für sie ist ein besserer Schutz notwendig“, fordert die Vorsitzende des DGB-Kreisverbands, Silke Iffländer.

DGB fordert Beratung
und Qualifizierung

Der DGB verbindet seinen Hinweis auf die Negativentwicklung mit Forderungen an die Agentur für Arbeit. Dort müsse bei all jenen, deren Anspruch auf Arbeitslosengeld bald ende, eine intensive Beratung und Qualifizierung erfolgen. Zudem müsse der Staat zu einer verlängerten Auszahlung des Arbeitslosengelds zurückkehren. 2020 wurde drei Monate länger gezahlt. Diese Regelung aus dem ersten Lockdown sei zum Jahreswechsel – im zweiten Lockdown – ersatzlos ausgelaufen.Die Agentur für Arbeit bestätigt die vom DGB genannten Zahlen im Grundsatz. Tatsächlich hätten als Folge der Lockdowns mehr Menschen ihren Job verloren. Und zugleich habe es wegen der Lockdowns weniger Chancen auf einen neuen Arbeitsvertrag gegeben. Die Arbeitgeber hätten schlicht einen geringeren Personalbedarf gehabt und dadurch weniger Menschen neu eingestellt. Aufgrund der Kontaktbeschränkungen habe die Arbeitsagentur zudem viele Qualifizierungskurse streichen müssen. „Nicht alle Kurse oder praktischen Schulungen können online stattfinden“, heißt es in einer Mail der Arbeitsagentur.zu dem Thema.

Der Leiter der Agentur für Arbeit Mettmann, Karl Tymister, verweist nach einer Analyse der Zahlen darauf, dass vor allem Menschen ohne Berufsausbildung, gering Qualifizierte oder ältere Arbeitnehmer ein besonders hohes Risiko haben, durch Corona in eine lange Phase ohne Beschäftigung zu geraten: Fast 61 Prozent der Langzeitarbeitslosen besäßen keine abgeschlossene Berufsausbildung. Gut 62 Prozent gelten als gering qualifiziert. 44,1 Prozent seien über 50, 32,1 Prozent über 55 Jahre alt.

Aus dem Blickwinkel des Arbeitsvermittlers rät Tymister dringend dazu, offen zu sein für die Angebote der Vermittler: „Eine berufliche Ausbildung und Qualifikation ist nach wie vor der beste Garant für eine langfristige Anstellung und somit der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit. Je länger die Arbeitslosigkeit dauert, desto schwerer wird die Arbeitsaufnahme. Deshalb geht der Weg zurück in Arbeit über Qualifizierung und Weiterbildung. Wir haben viele gute Förderangebote, so können wir durch gezielte Weiterbildung neue Perspektiven für die Zukunft eröffnen. Die Angebote reichen beispielsweise vom Staplerschein über die Aktualisierung der IT-Kenntnisse bis zum vollständigen Berufsabschluss.“