Arbeitsmarkt im Kreis Mettmann Kurzarbeit sorgte für Balance
Kreis Mettmann · Die Erholung am Arbeitsmarkt aus dem Sommer 2021 ist jedoch perdu. Lieferprobleme und die vierte Coronawelle sind hierfür die Ursache.
Corona hat den Arbeitsplätzen im Kreis Mettmann 2021 nichts anhaben können. Sie blieben im Vergleich zum Vorjahr mit rund 195 000 stabil. Dazu hat vor allem die Möglichkeit beigetragen, Beschäftigte in Kurzarbeit schicken zu können. „Das hat auch 2021 viele tausend Arbeitsplätze gesichert“, sagte der Chef der Agentur für Arbeit Mettmann, Karl Tymister, am Donnerstag. Gemeinsam mit der Geschäftsführerin des Jobcenters ME-activ, Nathalie Schöndorf, zog Tymister eine Jahresbilanz. Als Verlierer der Pandemie benannten Tymister und Schöndorf vor allem Frauen und Selbstständige im Bereich der Gastronomie. Die Arbeitslosigkeit sei 2021 deutlich gesunken, aber immer noch höher als vor der Corona-Krise.
Mehrfach betonten die Experten, dass Fachwissen und Qualifikation am Arbeitsmarkt im Kreis Mettmann gefragt sei. Selbst in der Krise sei die Beschäftigung bei Höherqualifizierten angestiegen. Demgegenüber machten Ungelernte und Helfern nur noch einen Anteil von 20 Prozent aller Arbeitsplätze aus, Tendenz weiter abnehmend. Schöndorf stellte heraus, dass das Jobcenter rund 400 Landzeitarbeitslose wieder an den Arbeitsmarkt habe heranführen können. „Dies sind sehr individuelle Qualifizierungsprozesse – sagte sie.
Im Branchenmix des Kreises Mettmann machte Karl Tymister den klaren Trend weg von der Produktion und hin zu Dienstleistungen aus. Die stärksten Steigerungen bei den Beschäftigtenzahlen habe es bei Post- und Kurierdiensten, in der Öffentlichen Verwaltung und bei „Erziehung und Unterricht“ gegeben. Die stärksten Rückgänge gab es bei der Produktion von Autos und Autoteilen, im Maschinenbau und bei der Herstellung von Metallerzeugnissen.
Außergewöhnlich hart habe die Pandemie die geringfügig Beschäftigten getroffen Hier habe es im Kreis Mettmann im zweiten Jahr hintereinander einen starken Rückgang um sechs Prozent gegeben – vor allem im Gastgewerbe und im Handel. Diese Bereiche waren auch von der tatsächlich realisierten Kurzarbeit stark betroffen. Angesichts niedriger Inzidenzzahlen und eines zwischenzeitlichen Aufschwungs ging die Kurzarbeit im Sommer 2021 auf Null zurück. „Zurzeit sehen wir wieder einen deutlichen Anstieg – besingt durch die Lieferprobleme und die vierte Corona-Welle“, so Arbeitsagentur-Chef Tymister.
Bei der Gesamtzahl der Insolvenzen seien die ersten drei Quartale des Jahres 2021 mit insgesamt 76 nicht mehr zahlungsfähigen Unternehmen unauffällig. Weil die Konkursregeln lange Zeit wegen der Pandemie ausgesetzt waren, hatten Experten nach Ende dieser Maßnahmen ein Emporschnellen der Insolvenzfälle befürchtet und vor „Zombie-Unternehmen“ regelrecht gewarnt. „Ich glaube nicht, dass wir uns auf eine Insolvenzwelle einstellen müssen“, wagte Karl Tymister einen Ausblick.
Sorge über hohes Niveau
der Langzeitarbeitslosigkeit
Sorgen macht den Fachleuten das immer noch zu hohe Niveau der Langzeitarbeitslosigkeit. Aktuell lägen die Zahlen um mehr als 32 Prozent über den Werten vor der Corona-Pandemie aus dem Jahr 2019 und immerhin nochmal um 8,4 Prozent über den vergleichbaren Zahlen im Jahr 2020. Hier wollen Arbeitsagentur und Jobcenter mit Qualifizierungsmaßnahmen gegensteuern.