Handball TBW: Die Ära Faßbender endet

Wülfrath. · Nach acht Jahren bei den TBW-Handballerinnen verlässt Lars Faßbender den Klub.

Lars Faßbender will das Wülfrather Frauen-Team in der Rückrunde noch zum Titelgewinn führen.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Für die Handballerinnen des TB Wülfrath läuft es in dieser Saison gut. Aktuell belegt das Frauen-Team in der Nordrheinliga Rang zwei und hat bei nur zwei Punkten Rückstand auf Spitzenreiter Fortuna Düsseldorf noch alle Chancen, am Ende der Saison ganz oben zu stehen. Viel hängt davon ab, ob die Mannschaft von Lars Faßbender die Niederlagen aus der ersten Serie bei der SG Überruhr und bei der Fortuna in der Rückrunde wettmachen kann. In der Dritten Liga musste das Team in der vergangenen Saison noch viel Lehrgeld zahlen, jetzt aber ist der Ehrgeiz groß, das Gelernte eine Klasse darunter in Punkte umzumünzen.

Für Lars Faßbender ist die Rückrunde in der Nordrheinliga auf jeden Fall etwas Besonderes, denn in der Weihnachtspause fasste der TBW-Trainer den Entschluss, seinen Vertrag nicht zu verlängern. Die fehlende sportliche Perspektive nennt der 32-Jährige als wesentlichen Grund, denn trotz der Chance, den direkten Wiederaufstieg zu realisieren, will der Verein das Abenteuer Dritte Liga – zumindest vorerst – nicht so schnell wieder angehen.

Es sind schon etliche Gespräche über die Zukunft geführt worden

„Es gab im Vorfeld Gespräche mit verschiedenen Trainern und Verantwortlichen über die zukünftige Ausrichtung“, berichtet Susanne Kinder, die im Hintergrund nach wie vor die Fäden im Frauenbereich des TB Wülfrath zieht.

„In dieser Saison werden wir wohl im oberen Tabellendrittel landen, eventuell wieder um den Aufstieg spielen. Wir sind aber übereingekommen, dass wir nicht in die Dritte Liga wollen“, sagt sie und ergänzt: „Es war eine schwierige Entscheidung, aber in der 3. Liga gibt es allein 10.000 bis 15.000 Euro mehr an Kosten für Schiedsrichter und Busfahrten – und darin sind noch nicht die Ausgaben für Spielerinnen enthalten.“

Welches Ziel setzt sich der Verein jetzt? „Wir wollen uns in der Nordrheinliga etablieren und versuchen, vermehrt eigene Leute in die Mannschaft zu bringen“, erklärt Kinder. Der Fokus liegt also auf der eigenen Jugend. „Wir möchten keine Entfremdung, sondern eine Identifikation der Zuschauer mit der Mannschaft“, erklärt die Handball-Expertin. Vorbild sei die Entwicklung bei der Herrenmannschaft, die vor gut gefüllter Tribüne spielt. Beim Frauen-Team dagegen sei die Resonanz, die es in der Aufstiegszeit gab, „einfach nicht mehr da“. Kinder macht keinen Hehl aus ihrer Gefühlslage. „Die ist zwiegespalten. Wir haben die Saison in der Dritten Liga mit viel Enthusiasmus begonnen. Der erlischt aber, wenn man nur verliert. Am Ende waren es nur noch 20 bis 30 Zuschauer.“

Den eigenen Nachwuchs besser in den Seniorenbereich zu integrieren, ist der eine Wunsch. Allerdings weiß auch Kinder: „Mit puren Eigengewächsen werden wir es nicht schaffen. Wir wollen versuchen, den Kader so weit wie möglich zu halten. Es ist uns aber wichtig, dass die Spielerinnen, die schon seit Jahren im Verein sind, nicht hinten runterfallen.“ So wechselten zuletzt Torfrau Lea Watermeier, Kristin Gipperich und Julia Steinhausen zum Rivalen Fortuna Düsseldorf.

„Diese drei Abgänge haben uns schon weh getan“, bekennt Kinder, wohlwissend: „Es ist nicht immer so einfach. Lars ist sehr ehrgeizig und möchte weiterkommen, bei uns ist das aber schwierig zu verwirklichen.“ Auch deshalb kommt es nun zur Trennung, jedoch keineswegs im Unfrieden. „Lars ist seit acht Jahren beim TBW. Er ist als 24-Jähriger gekommen, hat von uns eine Plattform geboten bekommen und konnte weitestgehend ohne Einmischung agieren. Mit Fleiß und Engagement hat er sich weiterentwickelt und wird bei vielen Vereinen sicher mit offenen Armen empfangen. Beide Seiten haben voneinander profitiert, aber irgendwann kommt der Punkt, wo es nicht mehr geht“, führt Susanne Kinder aus und bestätigt, dass in Wülfrath mit dem Abschied vom Aufstiegscoach eine Ära endet. „Er hat ein hervorragendes Training gemacht – sein Nachfolger tritt in große Fußstapfen“, betont die frühere Frauenwartin.

Während sich der TBW nun intensiv auf die Suche nach einem neuen Trainer begibt, verfolgt Lars Faßbender mit der Wülfrather Mannschaft Team noch zwei große Ziele. „Wir wollen in der Nordrheinliga Erster werden und uns den Pokal holen, um Lars ein richtig schönes Abschiedsgeschenk zu bereiten. Deshalb werden wir weier Gas geben“, erklärt Torfrau Samantha Sklorz. Am 2. März treffen die TBW-Handballerinnen im Halbfinale des HVN-Pokals auf den Liga-Rivalen SV Straelen – mit einem Sieg machen sie einen großen Schritt zum Pokalgewinn. Ein Erfolg im Finale bedeutet zugleich die Qualifikation für die erste Runde im DHB-Pokal. Dann könnte sogar ein Bundesligist seine Visitenkarte in der Fliethe-Halle abgeben.