Mehr Gewalt, weniger Einbrüche

Die Kriminalität im Kreis ist gesunken. Besorgt blickt die Polizei auf die neue Enkeltrick-Variante.

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Kreis Mettmann. Die Zahl der Straftaten im Kreis ist 2016 um rund 4,5 Prozent gesunken. Das geht aus der aktuellen Kriminalitätsstatistik hervor. „Da sieht man die Differenz der gefühlten und gemessenen Temperatur“, sagte gestern Kreisdirektor Martin M. Richter bei der Präsentation der Zahlen. „Im Kreis Mettmann wohnen Sie weiterhin vergleichsweise sicher.“ Richter stützt sich auf die Kriminalitätshäufigkeitszahl, mit der sich die Situation in verschiedenen Städten und Kreisen vergleichen lässt. Diese Kennzahl sank um mehr als fünf Prozent und liegt deutlich unter dem Landesschnitt.

Doch die Statistik ist kein Siegeszug auf ganzer Linie. So gab es im vergangenen Jahr mehr Gewaltdelikte als noch 2015. 1057 Fälle registrierten die Beamten — das ist eine Steigerung um 88 Straftaten oder neun Prozent.

Besonders in Erinnerung blieben zwei Massenschlägereien in Erkrath zwischen der Rockergruppe „Hells Angels MC Goch“ und zwei Familienclans bei der auch drei Polizeibeamte verletzt wurden. Eine Ermittlungskommission hat sich gegründet, aber Johannes Hermanns, Leiter der Kriminalpolizei, fürchtet, dass die Situation noch nicht entschärft ist: „Da hat sich eine Gewaltspirale in Gang gesetzt, die sich unserer Erkenntnis nach weiter drehen wird.“

Neben einer Abnahme bei der Straßenkriminalität und den Raubüberfällen erfreut die Beamten auch ein Rückgang der Einbrüche im Kreisgebiet. Die Zahl ging um mehr als zwölf Prozent zurück — befand sich 2015 jedoch mit fast 1700 Taten auch auf einem Allzeithoch. „Das Niveau ist immer noch viel zu hoch“, sagt Hermanns. Weiterhin besuchen den Kreis mit Vorliebe reisende nicht-deutsche Banden. Seit 2011 zog diese Zahl immer weiter an, so dass mittlerweile vier von fünf statistisch erfasste Einbrüche von Tätern begangen werden, die nicht im Kreis wohnen.

„Große Sorge“, so Hermanns, mache der Polizei auch eine neue Variante des Enkeltricks. Zwar waren bei 140 Versuchen nur sechs Betrüger erfolgreich, dafür erbeuteten diese allein in diesen Fällen eine Gesamtsumme von 180 000 Euro. „Da werden Menschen um ihre Lebensersparnisse gebracht“, sagt der Chef der Kriminalpolizei. Perfide: Die Betrüger nutzen die Angst vor Kriminellen für sich. Sie rufen ältere Leute an, geben sich als Polizist aus und behaupten, dass ihnen eine Liste möglicher Einbruchsziele vorliegt. Dann bitten sie die Opfer, ihre Wertsachen „zu Ermittlungszwecken“ zu übergeben. Kreisdirektor Richter macht klar: „Die Polizei verlangt niemals die Herausgabe von Bargeld und Schmuck.“ Verunsicherte Bürger sollten einfach die Polizei zurückrufen. Trügerisch: Rufen die Betrüger an, erscheint die 110 im Display.