„Nicht mit so viel Aufmerksamkeit gerechnet“ Fake-Nachricht von Wolf im Neandertal
Mettmann/Erkrath · Es sollte bloß ein Scherz sein: Ein Wolf im Neandertal, die Nachricht verbreitet durch einen Post auf Facebook. Doch dieser Post wurde vielfach geteilt und machte Angst. Jetzt hat sich der Urheber entschuldigt.
(dne) Ein schlechter Facebook-Scherz hat einen Tag lang für viel Aufregung gesorgt. Ein Mann aus Erkrath hatte das Foto eines Wolfs ins Internet gestellt – verbunden mit dem Hinweis, das Tier sei im Neandertal gesichtet und fotografiert worden.
Sofort gab es mehr als 100 Kommentare auf die Falsch-Nachricht. Sie reichten von Angstbotschaften bis hin zu Kalauern. Zudem wurde das Foto vielfach im Netz geteilt. Bei der Kreisverwaltung in Mettmann meldeten sich unter anderem besorgte Besitzer von Schafherden und fragten nach Verhaltensmaßregeln.
Am Tag nach seinem vermeintlichen Scherz nahm der Mann das Foto zurück und entschuldigte sich: Er habe angesichts der täglichen Schreckensnachrichten für ein Schmunzeln sorgen wollen: „Ich hatte nicht mit so viel Aufmerksamkeit gerechnet.“
Auch die Redaktion hatte sich am Montag auf die scheinbare Wolfsspur gesetzt. Erster Schritt ist dabei der Faktencheck: Wahrheit oder Lüge? Unter anderem legten wir das Internetfoto Experten des Zoos in Wuppertal vor. Diese wollten sich nicht endgültig festlegen, ob tatsächlich ein Wolf darauf zu sehen ist. Sie führten aber vier Gründe dafür an, warum sie dem Bild misstrauten. Der vermeintlich wild lebende Wolf sei viel zu dick, zu gut genährt.
Zudem ließen die scheuen Vierbeiner in freier Natur keinen Menschen so dicht an sich heran, dass dieser ein solches Foto so deutlichaufnehmen könnte.
Wer genau hinschaue, könne zwischen den Blättern Teile eines Drahtes und einer Litze erkennen – „genau solche Elektrozäune haben wir an unseren Gehegen in Wuppertal auch.“ Und schließlich: Das Tier auf dem Foto laufe anscheinend auf einem selbst geschaffenen Trampelpfad – charakteristisch für Wildtiere in Gefangenschaft.
Aufgrund dieser Expertise entschieden wir uns zu weiteren Recherchen.
Mittlerweile hatte auch die Kreisverwaltung Jäger eingeschaltet. Kreissprecherin Katharina Krause gab deren Hinweise weiter: Grundsätzlich könne es vorkommen, dass wild lebende Wölfe durch unsere Region ziehen. Allerdings seien sie dann höchst wahrscheinlich auf der Durchreise. Dass die Wölfe im Kreis Mettmann sesshaft werden würden, halten Experten hingegen eher für unwahrscheinlich. Der Kreis Mettmann gehöre zu den am dichtesten besiedelten Gegenden in Deutschland. Solche Areale würden von den scheuen Wölfen aber eher gemieden.
Eine Einschränkung machten alle Experten allerdings: Mittlerweile gebe es Mischformen von Wolf und Hund, die die natürliche Scheu vor dem Menschen verloren hätten. Der Wolf auf dem Foto lebt angeblich in der Lüneburger Heide, teilte der Urheber dieser Wolfsgeschichte mit.