Wasserwerke-Festival Harfenzauber und eine richtig gute Geschichte

Mettmann · Kaum ein Instrument ist besser geeignet, Wasserlaute in der Vorstellungskraft der Zuhörer heraufzubeschwören. Das passte im evangelischen Gemeindehaus hervorragend zum Auswanderer-Roman von Petra Postert.

Autorin Petra Postert am Lesepult.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Manchmal passt einfach alles: Idee, Organisation, Ort, Publikum und Protagonisten. Eine solche ideale Konstellation gab es bei der Lesung der Mettmanner Autorin Petra Postert  mit Harfenbegleitung von Lili Vanryne. Die Autorin und Radio-Moderatorin las aus ihrem neuen Roman „Flussabwärts nach Amerika“ und nahm das Publikum auf den Stufen des evangelischen Gemeindehauses sitzend mit auf die Reise ihrer drei Protagonisten auf dem Rhein über Köln bisRotterdam.

Von dort sollte es mit einem Auswanderschiff nach Amerika gehen. 1790 starten der 14-jährige Jacob, der als Findelkind zu Fischern kam, die gleichaltrige Amie, Tochter einer Räuberbanden-Chefin, und ein zahmes Schwein, das sich als Retter erweisen wird. Bis nach Köln ließ Petra Postert die rund 50 zumeist erwachsenen Zuhörer mitreisen, auch wenn es eigentlich ein klassisches Jugendbuch ist. An ihrer Seite: Lili Vanryne an der Harfe. Sie hatte das Manuskript für die Lesung vorab erhalten.

Im Buch kommt „Gevatter Rhein“ eine Hauptrolle zu

„Wir haben uns dann kurz vorher zusammengesetzt und fanden beide, dass wir nicht nur abwechselnd lesen beziehungsweise spielen sollten, sondern an zwei Stellen parallel. Wir hatten tatsächlich dieselben Stellen im Kopf“, erzählt die 24-jährige Lili Vanryne, die bereits ein Musikstudium mit dem Master abgeschlossen hat, danach aber noch ein Studium zur Restauratorin dranhängte. „Natürlich möchte ich mich dann auf das Restaurieren von Musikinstrumenten spezialisieren,“ erzählte die Harfenistin. Ihr Repertoire ist breit gefächert. Mit fünf Jahren hatte sie zu spielen begonnen. „Meine Eltern sind mehrfach in Bayreuth aufgetreten,“ erzählt die junge Frau, die sich von den mindestens sechs goldenen Harfen im Orchester so hat gefangen nehmen lassen, dass sie kein anderes Instrument lernen wollte. Das war für diese Lesung, die im Rahmen des Festivals „Wasserwerke“ (siehe Kasten) stattfand, ein großes Glück. Die Kombination machte sie zu einem echten Erlebnis, ist doch kaum ein anderes Instrument besser geeignet, Wasserlaute in der Vorstellungskraft der Zuhörer heraufzubeschwören. In Petra Posterts Buch kommt „Gevatter Rhein“ eine Hauptrolle zu. Er zieht schon seit tausenden Jahren an den sich verändernden Ufern und den dort lebenden Menschen vorbei. Der Rhein, dem Postert eine Stimme gibt, hat eine besondere Beziehung zu Findelkind und Fischer-Lehrling Jacob. So heißt es im Buch: „Der Fluss gibt seitdem auf ihn acht. Seitdem hält er Ausschau nach dem Jungen.“

Seinetwegen begibt er sich letztendlich auch auf die gefährliche Reise, erst zur Mündung ins Meer und dann weiter über den Ozean mit Ziel „Philadelphia in Penselvenien“, wohin Jacobs großer Bruder ausgewandert ist. Denn Jacob lässt im Kahn auf dem Fluss versehentlich den Schlüssel der Zunftkasse ins Wasser fallen, in der alle Einnahmen aus dem Verkauf lagern. Aus Angst, als Dieb zu gelten, tritt er die gefährliche Reise ins Unbekannte an.

Der Abend endete nach eineinhalb Stunden mit einer Zugabe

Nach rund eineinhalb fesselnden Stunden endete der Abend mit einer Zugabe. Petra Postert signierte noch fleißig die am Tisch der Buchhandlung Rüger verkauften Bücher. Als Erste ließ die neunjährige Nina ihr Exemplar signieren. Über ihren Besuch, gemeinsam mit ihrer Mutter, freute Postert sich besonders. Das Mädchen war Teilnehmerin einer Schreibwerkstatt der Autorin während der Sommerferien in der Stadtbücherei
Erkrath.