Mettmann Der Fundort soll erlebbar werden
Mettmann/Erkrath. · Mit einem neuen Turm im Neandertal soll die ehemalige Fundhöhle des Neandertalers nachempfindbar werden. Besucher zeigten sich von den Markierungspfählen enttäuscht.
Die Fundstelle des Neandertalers von 1856 wird wieder sichtbar gemacht. Das Land, der Kreis und Stiftungen finanzieren das 3,5 Millionen Euro teure Projekt. Die Stiftung Neanderthal Museum hatte die Projektidee. Wann die Umgestaltung im Tal beginnt, steht freilich noch nicht fest. „Wir haben positive Signale vom Land und hoffen auf einen Zuwendungsbescheid noch in diesem Frühjahr“, sagt Museumsdirektorin Bärbel Auffermann.
Ein Blick zurück: Es war eine archäologische Sensation, als die Archäologen Jürgen Thissen und Ralf Schmitz mit ihrem Team in den 90er Jahren und im Jahr 2000 den ursprünglichen Standort der Kleinen Feldhofer Grotte ergraben hatten.
Und es kam noch besser: Im Abbruch der durch den Kalkabbau zerstörten Feldhofer Grotte fanden die Archäologen das Jochbein des Neandertalers von 1856. Weitere Kochenfunde von anderen Neandertalern konnten die Neandertaler-Forschung ein gehöriges Stück nach vorne bringen.
Archäologen wollten die
zerstörte Grotte visuell darstellen
Als nach dem Ende der archäologischen Ausgrabungen das Umfeld der Fundstelle neu geordnet wurde, ersann ein Berliner Planungsbüro die Idee, den Standort der Kleinen Feldhofer Grotte mit Markierungsstäben zu dokumentieren. Schmitz und Thissen hatten immer wieder darauf hingewiesen, dass die Besucher im Tal eine visuelle Vorstellung von der Kleinen Feldhofer Grotte benötigen, um sich in das damalige Gesteins mit seinen verschiedenen Felsformationen und Höhlen hineinzuversetzen.
Viele Gäste konnten mit der Installation nichts anfangen
Das Berliner Architekturbüro sah das anders und gruppierte Steinliegen um die Fundstelle. Auf die sollten sich die Besucher legen und den Blick nach oben in Richtung ehemalige Höhle schweifen lassen. Viele Gäste des Museums konnten und können mit dieser Installation überhaupt nichts anfangen und fragen bei ihrem Besuch im Museum nach der Fundstelle des Neandertalers. Angekommen an den Markierungspfählen sind sie enttäuscht. Das soll sich ändern. Die Stiftung will an der Stelle der Kleinen Feldhofer Grotte einen begehbaren Turm errichten. Über das oberste Podest wird die überdimensionale Nachbildung der Schädelkalotte des Neandertalers liegen.
Der Turm hat eine Gesamthöhe von 25 Metern. Die Tragkonstruktion wird aus einer feuerverzinkten Stahlkonstruktion erstellt. Die oberste Ebene befindet sich etwa auf einer Höhe mit den Baumkronen des südlich angrenzenden Waldes. Die Gesamthöhe des Turms mit der aufgesetzten Schädelkalotte ragt etwas über den Baumbestand hinaus. Der Turm steht etwa zur Hälfte im Wald und zur anderen Hälfte auf der offenen Rasenfläche. Die umliegenden Bäume bilden somit eine Art Kulisse. Es ist zudem geplant, den Turm nicht als massives Bauwerk, sondern als durch Streben verbundene offene Konstruktion zu errichten, durch welche die dahinter gelegene Landschaft noch zu erkennen ist.
Dort, wo Thissen und Schmitz im Abraum die Neandertalerknochen gefunden hatten, soll einer der Suchgräben aus den 90er Jahren wieder geöffnet werden, und zwar innerhalb der damals angelegten Grenzen. Die bei den Ausgrabungen freigelegten Profile sollen konserviert und in dem Felssockelgraben gezeigt werden. Eine Treppenanlage wird in den Graben hineinführen. „Schmitz und Thissen hatten bei ihren Ausgrabungen eine kleine Bucht des damaligen Verlaufs der Düssel entdeckt“, sagt Auffermann. Diese Stelle wird wieder erfahrbar und sichtbar gemacht. Die umgestaltete Fundstelle mit Turm und Felssockelgraben wird über den bestehenden Weg mit Zeitstrahl zugänglich sein. Dies ist nur am Tag während der Öffnungszeiten des Museums möglich, ein freier Zugang besteht nicht.