Mettmann: Unser Freund, der Neandertaler
Zwischen Mettmann und San Felice Circeo entfalten sich Kontakte – beide Städte blicken auf Eiszeithistorie zurück.
Mettmann. Idyllisch, gastfreundlich und "irgendwie typisch italienisch". Bürgermeister Bodo Nowodworski ist sichtlich angetan von der kleinen italienischen Provinz San Felice Circeo. Er hat das zwischen Neapel und Rom gelegene, knapp 10 000 Seelen zählende Städtchen auf Einladung des italienischen Bürgermeisters Vincenzo Cerasoli besucht.
Seit geraumer Zeit bemühte man sich um nähere Kontakte nach Mettmann. Grund dafür sind ähnliche historische Hintergründe: Denn auch in San Felice Circeo sind einst Schädel- und Skelett-Knochen eines Neandertalers gefunden worden. In einer Kalksteingrotte am Fuße des "Monte Circeo" wurden die 50 000 Jahre alten Überreste seinerzeit entdeckt - Knochen, die aus Sicht von Gerd-Christian Weniger, Direktor des Neanderthal Museums, als "wissenschaftlich sehr bedeutsam" eingestuft werden.
"Dieser Fund ist sehr wichtig für die gesamte Forschungsgeschichte", so Weniger. Teile der am Fuße des Berges gefundenen Knochen seien auch im Neanderthal Museum zu sehen: Der im Museum ausgestellte Neandertaler aus dem Jahr 1856 ist mit Teilen des italienischen Schädelfundes rekonstruiert worden. Der Fundort, die Kalksteingrotte in San Felice Circeo, ist heute vollständig erhalten und zu besichtigen. Im historischen Stadtkern gibt es ein kleines NeandertalerMuseum.
Nun versprechen sich die Italiener einiges von den Kontakten nach Mettmann. "Man würde gerne Anregungen für eine Aufwertung des bestehenden Museums haben. Für diese Fragen haben wir mit unserem Museums-Direktor Gerd-Christian Weniger einen optimalen Experten an unserer Seite", erläutert Nowodworski. Darüber hinaus sei man daran interessiert, den "virtuellen Verbund" der Städte weiter auszubauen. "Es gibt bereits eine Internet-Plattform, eine Datenbank mit allen europäischen Funden."
Worauf der Kontakt mit dem Städtchen San Felice Circeo letztlich hinausläuft, kann Nowodworski noch nicht sagen. Von einer Städte-Partnerschaft möchte er bislang aber noch nicht sprechen. "Das bedeutet immer einen finanziellen und zeitlichen Aufwand", erklärt er. Abwegig sei der Gedanke jedoch auch nicht. "Eine spätere Heirat ist nicht ausgeschlossen. Was aus diesem zarten Pflänzchen wird, muss der Rat entscheiden", unkt Nowodworski.
Die Vorteile einer solchen Partnerschaft sind ihm aber durchaus bewusst: "Wir haben bisher mit der Stadt Laval nur einen einzigen Kontakt im Westen. Mit San Felice Circeo hätten wir einen weiteren Partner. "
Was auch immer aus dem Freundschaftsversuch wird, zu einer Gegeneinladung hat es bereits gereicht. "Der stellvertretende Bürgermeister aus San Felice Circeo kommt zum vorweihnachtlichen Blotschenmarkt." Bei einem offiziellen Empfang im Rathaus wird man sich "über die Möglichkeiten austauschen". Auch ein Besuch des Neanderthal Museums ist geplant. "Die Fragen der Italiener zum Ausbau und zur Finanzierung ihres Museums werden Gehör finden."
Ob der Mettmanner und der italienische Neandertaler ein Paar werden, wird sich zeigen. "Die beiden Städte sind auf jeden Fall durch einen außergewöhnlichen Anknüpfungspunkt miteinander verbunden", fasst Nowodworski zusammen.