Reisen in Mettmann Wie eine Mischung aus Entdecker und Pirat

Mettmann · Mit den Schweinen schwimmen gehen? Oder mit Haien? Auf einem Segeltörn durch die Bahamas geht beides. Allerdings müssen die Teilnehmenden flexibel sein.

Ein Meer aus intensiven Farben und ein weiter Horizont: So schön kann Segeln in der Karibik sein.

Foto: ArtReisen

Das Tor zum Paradies liegt Luftlinie 7479,89 Kilometer entfernt. Wenn Mettmann einen Flughafen in internationalen Dimensionen besäße, wäre ein Direktflug nach gut neun Stunden und 20 Minuten Flugzeit zur Landung ansetzen. Doch das ist eher ein theoretischer Wert. Mit ein bis zwei Zwischenstopps ab Flughafen Düsseldorf brauchen Menschen im realen Leben um die 20 Stunden, um dort anzukommen, wovon andere träumen: Nassau, die Hauptstadt der Bahamas.

Dort legen wir ab und gehen segeln. 700 Inseln am Nordrand der Karibik laden dazu ein, entdeckt zu werden. Nur 30 Inseln in diesem Archipel sind bewohnt. „Auf den Bahamas gibt es das Robinson-Gefühl gratis dazu“, wirbt Bernd Wychlacz, Reisebürobesitzer aus Mettmann. Türkisfarbenes Wasser, feiner Pulversand, kilometerlange Weite – ohne dass weitere Touristen in der Nähe sind. Zu solch einem Traumurlaub sind vor einigen Wochen zehn Personen aus der Region aufgebrochen.

Meeresschildkröten besuchen die Segler auf ihrem Katamaran während der Reise durch die Karibik.

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Nicht mit einem der großen Kreuzfahrer, die ab Florida/USA vielfach für drei bis Tage in der Inselwelt aufkreuzen. Nein, die Gruppe stach ab Nassau auf einem Segel-Katamaran in See. Und forderte sieben Tage lang Wind und Wellen heraus. Begleitet wurden sie von einer professionellen Crew. „Etwa die Hälfte der Teilnehmenden haben hinterher gesagt, dass sie im nächsten Jahr wieder dorthin fahren wollen“, sagt Wychlacz. Tauchen und schnorcheln in kristallklarem Wasser, schwimmen und fischen und dazu eine Reihe von Sehenswürdigkeiten besuchen: Die To-Do-Liste für einen solchen Urlaub wird sehr schnell sehr lang.

Worauf man auch bei Traumreisen achten muss, erfahren wir später. Was aber macht neben den Farben von Land und Meer die Faszination der Bahamas aus? Die Geschichte begann damit, dass Reisebüromitarbeiterin Susanne Baensch eine Besonderheit der Bahamas entdeckte. In einem Teil der Inselgruppe, den Exhumas, können Touristen mit einer Gruppe von Schweinen schwimmen gehen. Die Rotte freut sich auf den täglichen Besuch der Touristenboote, denn das bedeutet auch aus Sicht der Borstentiere Unterhaltung – und vor allem Futter. Rasch stand für Susanne Baensch fest: Da möchte sie hin. Die Quereinsteigerin in der Tourismusbranche übernahm ihre erste Reisegruppe.

Gute Laune bei den Reisenden – auch wenn man sich an Bord kaum aus dem Weg gehen kann.

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Der Segelkatamaran mit seinem geringen Tiefgang ermöglicht es, Ziele anzusteuern, die größere Boote mit ihrem deutlich tieferem Kiel erst gar nicht erreichen. So auf dem Wasser unterwegs zu sein, erfordert von den Teilnehmern allerdings eine große Anpassungsfähigkeit. „Jeden Abend bespricht der Kapitän mit den Gästen der Tour, welche Ziele unter den aktuellen Wetter- und Windbedingungen erreichbar sind“, sagt Wychlacz. Spontan ein Ziel gegen Wind und Wellen anzusteuern, würde den Segelspaß nämlich rasch verderben.

Touristenattraktion: die schwimmenden Schweine in den Exhumas.

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Und noch eins muss Menschen mit stabilen Landbeinen klar sein. Sei der Katamaran auch noch so groß und luxuriös ausgestattet – letztlich gibt es an Bord keine Möglichkeit, sich im Falle eines Streits aus dem Weg zu gehen. Wer also Familienzwist oder Beziehungsprobleme in aller Ruhe im Urlaub aufarbeiten möchte oder muss, ist völlig falsch an Bord. Das Internet ist voll von Geschichten, in denen Paare von den übrigen Crewmitgliedern entnervt an Land gerudert und bestenfalls auf der Rückfahrt wieder abgeholt wurden.

„Das alles ist auf unserer Tour natürlich nicht passiert“, sagt Wychlacz. Alle hatten sich vorher mit den Rahmenbedingungen beschäftigt. Und waren fest entschlossen, mitten in traumhafter Umgebung erst gar keine schlechte Laune aufkommen zu lassen. „Zudem ist es in solch einer Reisegruppe die Aufgabe der Reiseleiterin, heraufziehende Missstimmungen möglichst früh zu erkennen und für Abhilfe zu sorgen.“ Am Ende hat es schlicht gepasst. Die Menschen auf den Bahamas seien überaus herzlich und gastfreundlich, sagt Reisebüroinhaber Bernd Wychlacz. Die Schweinchen der unbewohnten Insel Big Major Cay empfingen das Boot und seine Crew mit einem lauten Grunzen und drehten mit den Besucherinnen und Besuchern aus Deutschland einige Runden durch das wohltemperierte Wasser.

Mit dem Segelhochziehen an jedem neuen Tag fühlte sich die Gruppe wie eine Mischung aus Karibik-Piraten, Forschern und Entdeckern. Die Handybilder zeigen strahlende Menschen an Traumstränden.

Und was kostet das Vergnügen? „Wir werden diese Tour voraussichtlich im November wieder anbieten. Die genauen Preise stehen noch nicht fest. Pro Person im Doppelzimmer, beziehungsweise der Doppelkabine, wird der Preis bei rund 4500 Euro liegen“, schätzt Bernd Wychlacz. Dies sei ein Preis, in dem Flüge, Bootscharter und Vollverpflegung enthalten sei. All inclusive – alles inklusive.

Ja, das sei viel Geld – aber nach der Coronazeit seien viele Kunden bereit, für solch ein Angebot tiefer in die Tasche zu greifen, sagt der Reisebüromann. Zum Vergleich: Eine Kurzkreuzfahrt für drei Tage ab Florida zu den Bahamas kostet gut 400 Euro. Zu diesem Preis haben zur See fahrende Touristen viele Hundert Mitreisende. Auf dem Katamaran nur zehn, die sich für ein paar Tage gut miteinander verstehen sollten. Wer sich darauf einlassen möchte und das Urlaubsgeld übrig hat, ist nah dran am Traumurlaub.