Würdigung in Mettmann Bürgerverein trauert um Ehrenmitglied Adolf Pulst

Mettmann · Er kam als Teil einer zehnköpfigen Familie aus Schlesien. Und machte Metzkausen zu seiner Heimat: Der Bürgerverein verabschiedet sein Ehrenmitglied Adolf Pulst.

Pulst ist am 3. Dezember 2023 gestorben.

Foto: Bürgerverein Metzkausen

(Red/dne) Der Bürgerverein Metzkausen trauert um sein Ehrenmitglied Adolf Pulst. Er ist am 3. Dezember unerwartet im Alter von 90 Jahren gestorben, wie der Verein jetzt mitteilte. Adolf Pulst war nicht nur das letzte verbliebene Mitglied, das die Gründung des Bürgervereins persönlich erlebt hat. Anhand seiner Vita lässt sich auch ein Großteil der Geschichte Metzkausens seit dem 2. Weltkrieg erzählen.

„Adolf Pulst war ein Freund, ein Mentor, ein Macher, ein Vorreiter“, heißt es in der Mitteilung. Für seine Verdienste wurde er 1999 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Mit ihm verlieren Metzkausen und der Bürgerverein eine prägende Persönlichkeit.

Am 22. Februar 1933 wurde Adolf Pulst in Schlesien geboren. Durch die Kriegswirren kam die zehnköpfige Familie nach Mettmann, wo sie zunächst notdürftig in einem Zimmer untergebracht wurde. Anfangs machte Familie Pulst die Erfahrung vieler Geflüchteter jener Zeit: Die einheimische Bevölkerung hatte eigene Sorgen und zeigte wenig Ambitionen, die „Ostflüchtlinge“ zu integrieren.

Das änderte sich 1948 mit der Gründung der „Gemeinschaft Metzkausen des Verbandes Wohneigentum“. Die Mitglieder der Siedlergemeinschaft errichteten mit Eigenleistung und Nachbarschaftshilfe rund 100 Häuser in Metzkausen. Der kleine Ort wurde die Heimat von Menschen, die alles verloren hatten und sich ein neues Zuhause schufen. Adolf Pulst engagierte sich besonders. 40 Jahre lang hielt er als Vorsitzender die Gemeinschaft zusammen.

Das Ehepaar Margot und Adolf Pulst bekam einen Bauplatz direkt neben der geplanten evangelischen Kirche am Hügel. Sonntags trafen sich vor allem die Männer in der Kneipe, wo Pulst hautnah mitbekam, wie die Einwohner 1957 gemeinsam beschlossen, für den freien Zugang zum Denkmal Wilhelmshöhe zu kämpfen. Als dies durchgesetzt war, entwickelte sich daraus 1960 der Bürgerverein Metzkausen. „Ich kam, um ein Bier zu trinken, und Wilhelm Detering winkte mich heran“, berichtete Adolf Pulst bei einem Bürgerstammtisch, „er sagte: ‚Wir gründen jetzt einen Verein, unterschreib mal‘“. So wurde Adolf Pulst zum Mitglied der ersten Stunde. Pulst engagierte sich nicht nur für den Siedlerverein und für den Bürgerverein. Seine große Leidenschaft waren die Mundharmonika und die Natur. Beharrlich setzten sich die Eheleute für den Schutz der Umwelt ein. Er liebte seinen Garten und kämpfte dagegen, dass „alles mit Beton und Asphalt zugekleistert wird“, wie er einst sagte. Für saubere Luft, sauberes Wasser, gesunde Böden und den Schutz von Fauna und Flora ging er keinem Konflikt aus dem Weg.

Es brauchte viele Gespräche, bis er im Frühjahr 2022 zustimmte, die Ehrenmitgliedschaft des Bürgervereins zu akzeptieren. Als ihm erklärt wurde, als Ehrenmitglied müsse er dann künftig keinen Beitrag mehr entrichten, fragte er: „Darf ich trotzdem wie bisher bezahlen?“

Auf Wunsch des Verstorbenen und seiner Familie fand die Beisetzung im allerengsten Familienkreis statt.

(dne)