Mettmann Schamgefühle sind bei der Mettmanner Tafel fehl am Platz

Mettmann. · Bei einem Tag der offenen Tür stellte die Tafel ihre Arbeit vor.

Giovanna Marggliotti arbeitet ehrenamtlich bei der Tafel mit. Hier prüft sie das Obst und Gemüse, das angeliefert wurde.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Vor 13 Jahren wurde die Mettmanner Tafel mit der Diakonie Mettmann gegründet. Seit damals ist Gisela Flether Vorsitzende der Tafel: „Ich habe schon immer ehrenamtlich für die Diakonie in Mettmann gearbeitet. Als die Idee aufkam, auch in Mettmann eine Tafel für bedürftige Menschen einzurichten, habe ich sofort gedacht: Das ist meine Aufgabe“, sagt Flether. Ihr ist anzumerken, mit wie viel Herzblut sie ihren Aufgaben als Leiterin nachkommt, auch jetzt, bei der Feier zum zehnjährigen Bestehen der Ausgabe im Gemeindehaus der Evangelischen Kirche in Metzkausen.

60 Freiwillige sorgen dafür, dass an zwei Tagen die Woche rund 120 an den Samstagen und etwa 80 Personen an den Dienstagen für sich und ihre Familienangehörigen Gemüse, Obst, Tiefkühlware, Brot und auch haltbare Lebensmittel gegen eine Gebühr von zwei Euro pro Abholung mit nehmen können.

Die Tafeln setzen sich gegen Lebensmittelverschwendung ein

„Neben dem karitativen Gedanken geht es den Tafeln auch darum, gegen die Vernichtung von Lebensmitteln anzugehen. Damit Obst wegen kleiner Stellen oder Brot, das bei den Discountern am Abend aus den Regalen geräumt und sonst vernichtet würde, stattdessen an Bedürftige geht“, erklärt Irmgard von der Heiden, Regionalleiterin der Diakonie Mettmann. Beim Rundgang durch die Räume, dem sich auch Bürgermeister Thomas Dinkelmann und Josef Dann (Sachkundiger Bürger SPD) beim Tag der offenen Tür anschlossen, erfuhren die Besucher, wie der Ablauf von der Abholung bis zur Ausgabe ist.

An den Tischen sortieren unterdessen ihre Kollegen die gespendeten Lebensmittel – bereits ab acht Uhr am Ausgabetag – packen sie in Kisten und bringen sie in den Ausgaberaum. Unter den Ehrenamtlichen ist seit gut zwei Jahren auch Giovanna Margaglitti: „Ich helfe gern anderen Menschen“, erklärt sie ihre Motivation und eilt in den nächsten Raum.

Hier erhalten alle Kunden, die nach dem Rotationsprinzip in drei „Zeitfenster“ zu Gruppen von 30 bis 40 Personen eingeteilt werden, ihre Lebensmittel-Rationen für die Anzahl an Personen, die auf ihrem Bezieherausweis vermerkt sind. Diesen erhalten nur diejenigen, die ihren Anspruch auf die Lebensmittelausgabe nach­gewiesen haben.

Dazu gehören immer mehr ältere Menschen, deren geringe Rente sie zu dem oft als erniedrigend empfundenen Gang zur Tafel zwingt. „Wir hoffen, dass noch mehr Ältere den Weg zu uns finden, denn hier sind alle in der gleichen Situation und Scham ist fehl am Platze“, sagt Gisela Flether, die weiterhin hofft, noch mehr Freiwillige zu finden. Und noch einen Wunsch äußert die Leiterin der Tafel: „Eine größere Kaffeespende, damit wir zur Weihnachtsausgabe für jeden ein Päckchen
haben.“