Mutmaßliche Betrügerbande brachte 39 Opfer um viel Geld
Sechs Mitglieder einer Großfamilie sollen 260 000 Euro erbeutet haben.
Erkrath/Wuppertal. Die Angeklagten lümmeln auf ihren Stühlen herum und grinsen. Derweilen sind die Mitschnitte ihrer Handygespräche zu hören, in denen verunsicherte Opfer nicht wissen, was gerade um sie herum geschieht. Ist der Mann am Telefon wirklich ein Mitarbeiter ihrer Bank? Steht an der Tür tatsächlich ein Kriminalbeamter, um das angebliche Falschgeld zu fotografieren? Eines wird dabei schnell klar: Es sind längst nicht nur an Demenz erkrankte Menschen, die der Lage nicht gewachsen sind. Einigen war das Geschehen durchaus unheimlich. Immer wieder äußerten sie ihre Zweifel — und dennoch ließen sie sich von den Angeklagten und deren vehementer Art einschüchtern.
Erschreckend, mit welcher Perfidie diese Abzockerei von Geld, EC-Karten und Schmuck durchgezogen wurde. Das wurde schon beim Verlesen der Anklageschrift zum Prozessauftakt deutlich. In 39 Fällen waren die mutmaßlichen Täter offenbar mit der Masche erfolgreich, sich am Telefon als Mitarbeiter einer Bank auszugeben und vor Falschgeld auf dem Konto zu warnen. Das wiederum sollten die gutgläubigen Opfer den gleich an der Türe schellenden „Polizeibeamten“ zur vermeintlichen Kontrolle übergeben. Wer zuhause kein Bargeld hatte, dem wurde noch großzügig ein Taxi für die Anreise zur Bank gerufen. Denjenigen, die in Furcht um ihr Erspartes über Herzrasen und Angst klagten, wurde in kaum zu überbietender Dreistigkeit gleich per Telefon der „hilfreiche Kollege an der Haustür“ in Aussicht gestellt, der sich um Geld und menschliche Nöte kümmern werde.
Menschliche Nöte quälen derzeit wohl vor allem die Angeklagten. Einer von ihnen meldete sich lautstark im Gerichtssaal zu Wort, um die Länge des Verfahrens zu beklagen. Mehrmals in der Woche werde er mit Handschellen gefesselt von der JVA in Köln zu den Verhandlungen nach Wuppertal gefahren. Man solle sich nur mal seine von den Handschellen malträtierten Arme anschauen. Dazu sei er noch Diabetiker. Bei Gericht angekommen, sitze er bis zum Verhandlungsbeginn in einer kleinen Zelle. Dann diese ständigen Nachfragen, ob es denn einen Chef der Bande gegeben habe. Man habe doch schon mehrmals ausgesagt, dass das nicht so gewesen sei. Und überhaupt: Er habe seit mehr als einem Jahr seine Familie nicht sehen können und wolle nun endlich in die JVA Berlin zurückverlegt werden. Eine Zumutung sei das alles. „Geständnisse werden manchmal einfach so dahingesagt, um eine mildere Strafe zu bekommen.“
„Sie müssen sich noch etwas gedulden, aber wir beeilen uns“, sah sich der Vorsitzende Richter offenbar genötigt, die Verzögerungen zu entschuldigen. Im Mai sollen die Plädoyers gehalten werden, danach folgt das Urteil.