Schwarzwild auf dem Vormarsch

Wildschweine rücken in die Städte vor und richten erheblichen Schaden an. Einzige Lösung: Die Jagd.

Kreis Mettmann. Auf großes Interesse bei rund vierzig Jägern und Landwirten stieß eine Informationsveranstaltung zur Schwarzwildbejagung im Kreishaus. „Es ist ein zunehmend wichtiger werdendes Thema hier bei uns im Kreis“, führte der Vorsitzende des gastgebenden Jagdbeirates der Unteren Jagdbehörde, Karl-August Niepenberg, in den Abend ein. Im vergangenen Jagdjahr sei die im Vergleich zum Vorjahr gestiegene Anzahl von 92 Wildschweine geschossen worden. 56 davon im Gatter des Garather Forstes.

Als Gastreferent gab Peter Markett in seiner Funktion als beratender Berufsjäger seine Erfahrungen weiter, die er über 15 Jahre in einer westfälischen Hegegemeinschaft als Wildmeister sammeln konnte. Er bestätigte, dass sich die Bestände aufbauen würden und zunehmend auch in Hausgärten eindringen: „Das erinnert an Berliner Verhältnisse, wo die Schweine jegliche Scheu verloren haben und selbst tagsüber ganz stressfrei ihren Vorlieben nachgehen.“ In Hausgärten als befriedeten Bezirken sei die Bejagung nur sehr eingeschränkt möglich. Zumal die ins Bewusstsein der Bevölkerung gerückte Terrorgefahr, die bei hörbaren Schüssen unmittelbar Ängste hervorrufe, nun auch eine Rolle für die Jagd spielen würde.

Peter Markett, Berufsjäger

Ein weiterer neuer Faktor für die Jagdstrategie sei die in Polen bereits auftretende und sehr aggressiv wirkende Afrikanische Schweinepest: „Diese Seuche wird irgendwann von heute auf morgen auch hier sein.“ Ein hoher Bestand an Wildschweinen könnte dann zwischen Schweinezuchthöfen gleich einem Virentaxi wirken. Alsdann präsentierte Markett eine Erkenntnis über die erstaunliche Fruchtbarkeit der Wildschweine: „85 Prozent der weiblichen Frischlinge, also der Tiere bis zwölf Monate Lebensalter, nehmen bereits an der Reproduktion teil.“ Um den Bestand einzudämmen, müssten drei Viertel dieses Nachwuchses geschossen werden; ein Prinzip, das unter den Jägern als Lüneburger Modell bekannt ist. Markett zieht daraus die hart klingende Konsequenz: „Frischlinge sollte man bei jeder sich bietenden Gelegenheit erlegen.“ So würde die Jägerschaft den nicht mehr existierenden Beutegreifer Wolf ersetzen. Die bisher bevorzugte Bejagung von älteren Tieren könne gar zu einer Verzwergung oder Krankschießung der Bestände führen, da sich ausgewachsene Tiere nicht mehr ausreichend entwickeln können. Wichtig sei die Absprache zwischen benachbarten Jägern sowie den betroffenen Landwirten. Neuartige Lösungen wie die Etablierung von Blühstreifen in den Feldern als günstiges Jagdgelände, das Einbringen von schweineschreckendem Schwefeldünger oder Lautsprecheranlagen für Jagdgeräusche seien laut Markett vielversprechend für die Schadensbekämpfung.

Stefan Krayer, Hegeringleiter

Hegeringleiter Stefan Krayer aus Langenfeld konnte aus seinem Revier berichten, dass dort im laufenden Jagdjahr bereits 19 Abschüsse zu verzeichnen seien: „Hier in diese Gegend gehören die Schweine nicht hin, weil es kaum möglich ist, sie sachgerecht zu bejagen.“

Ihm pflichtete der Vorsitzende der Kreisbauernschaft, Martin Dahlmann, bei, der auf seinen Feldern in Wuppertal beträchtlichen Wildschaden feststellt: „Irgendwann ist ein Punkt erreicht, wo es nicht mehr geht.“

Landschaftswart Volker Hasenfuß aus Haan schilderte, dass Wildschweine gar das seltene Vorkommen von Knabenkräutern im Spörkelnbruch von 6000 auf nun 1000 Exemplare in diesem Jahr dezimiert hätten.