Sie lebt intensiv mit der Natur
Nermin Ischebeck betreibt in Mettmann eine Bioland-Gärtnerei. Ihre Pflanzen gedeihen mit viel Handarbeit und Geduld.
Mettmann. Winterruhe? Kennt Nermin Ischebeck nicht. Vielleicht im Januar, für ein paar Tage. Und die sehen dann so aus: Im Gewächshaus wird der Feldsalat geerntet. Und am Küchentisch werden schon Pläne fürs Frühjahr geschmiedet. Was soll wo angebaut werden? Welche Beete dürfen gemüsemäßig zur Ruhe kommen und den Gründünger beherbergen?
Ist das geklärt, geht’s mit den Samen weiter. Dann stehen sie plötzlich überall herum im Haus und später im Gewächshaus, die kleinen Töpfchen. Mehr als 2000 Jungpflanzen werden dort gehegt und gepflegt, die Hälfte davon landet auf den eigenen Beeten. „Der Rest wird verkauft oder in Selbsterntegärten großgezogen“, spricht Nermin Ischebeck über ihren nach Biorichtlinien zertifizierten Betrieb, in dem so manches anders läuft als in der konventionellen Landwirtschaft.
Nicht nur, dass sie gleich nebenan wohnt und im Sommer beinahe rund um die Uhr selbst auf den Feldern steht. Sondern auch, weil man das Unkraut nicht einfach mit der Giftspritze vertreiben kann. Von „Unkraut“ kann beim Biolandbau übrigens keine Rede sein. Ungebetenen Gästen zu Leibe zu rücken heißt hier, „das Beikraut zu regulieren“. Und das geht meist mit der Harke. „Das sind noch bäuerliche Strukturen“, spricht die Gärtnermeisterin über etwas, das in Großbetrieben längst schon nicht mehr geht. Dazu gehört auch die Vielfalt der Kulturen, die Nermin Ischebeck anbaut.
„Das sind schon mehr als 50“, sagt sie. Viele davon sind alte und robuste Sorten. Dazu gehören auch die Berner Rosen, eine üppige Tomate ohne Pomp und Getöse. Was so viel heißt wie: Etwas blasser im Teint als ihre Supermarktkonkurrenz, dafür aber groß und lecker.
Nermin Ischebeck, Gärtnerin
Und überhaupt, der Supermarkt. Was man von dort kennt, fällt sofort ins Auge. Aufgehübscht, glänzend und ohne Makel. Dass das nichts ist, was die Natur ohne Nachhilfe liefert, darüber denkt kaum noch jemand nach. Genauso wenig fragt man sich, ob im tiefsten Winter überhaupt Gurkenzeit ist. „Das Gefühl für die Jahreszeiten geht verloren“, weiß Nermin Ischebeck. Sie selbst lebt in und mit der Natur, und das intensiv. Wenn die ihre Launen auslebt, spürt man das bei der Gemüseernte. Mal ist es im Frühjahr zu kalt, ein anderes Mal zu feucht — oder beides kommt zusammen. Manchmal läuft es aber auch wie in diesem Jahr: Warm, trocken und perfekt für eine üppige Gurkenernte.
Und was ist mit den Schnecken? „Nichts“, sagt Nermin Ischebeck. Im Gewächshaus werden sie abgelesen und auf den Beeten leben sie einfach weiter. „Bei der Menge an Gemüse fällt es nicht so auf, wenn mal ein Salatkopf weniger geerntet wird“, reagiert sie gelassen beim Reizthema vieler Hobbygärtner. Im vergangenen Jahr sind dazu auch noch vier Igel vom Düsseldorfer Igelverein an den Benninghofer Weg umgezogen. Und bei denen stehen Schnecken bekanntermaßen ganz oben auf der Speisekarte. Gegen den Kohlweißling helfen Netze auf den Feldern. Und dem Faible von Spinnmilben für Auberginen rückt Nermin Ischebeck mit eingekauften Raubmilben zu Leibe. Das alles hört sich nach viel Arbeit an. Und danach, dass es ohne Expertenwissen nicht geht. „Ich experimentiere auch gerne mit neuen Sorten“, verrät die Gärtnermeisterin. In diesem Jahr war es die Süßkartoffel. Und siehe da, sie wächst und gedeiht.