Erstversorgung in der Krise Neue ehrenamtliche Retter in der Not

Mettmann · Die Ökumenische Notfallseelsorge im Kreis Mettmann wird von Rettungsdienst, Feuerwehr oder Polizei zu laufenden Einsätzen hinzugezogen. Wo sie beginnt, wann sie endet und wie sich jeder einbringen kann.

Matthias Hess und Andrea Stockhaus sind neu im Team. Detlef Tappen (im Bildhintergrund) quittiert nach 21 Jahren den Dienst.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Im Jahr 2018 wurde die ökumenische Notfallseelsorge im Kreis Mettmann initiiert. „Da sein, nah sein“ lautet das Leitmotiv für die diensthabenden Seelsorger sowie die ehrenamtlichen Helfer. „Ein stabiles Team“ das aus derzeit 70 Menschen – 55 davon ehrenamtlich engagiert – besteht, wie Koordinator André Carouge informiert. „Alle begegnen einander auf Augenhöhe“, betont er. In einem Gottesdienst am 1. März werden die nächsten elf Ehrenamtler ins Amt eingeführt.

Andrea Stockhaus und Matthias Hess sind zwei der Neuen. Mehr als 140 Ausbildungsstunden, Praktika wie etwa bei der Feuerwehr inklusive, liegen hinter ihnen. Dabei wurden sie darauf vorbereitet, vom tragischen Unglück, Suizid bis Autounfallopfer, Angehörige oder Beteiligte in der akuten Krisensituation zu beraten und zu begleiten.

„Eine intensive Zeit“ resümieren beide diese „professionelle Ausbildung, die weit über den Tellerrand reicht“. Prinzipiell geht es um psychosoziale Unterstützung, „also in einer akuten Situation seelische Unterstützung“ zu bieten, wie Andrea Stockhaus sagt. Für die Mettmannerin keine ganz neue Aufgabe, lange hat sie sich im Franziskus Hospiz eingebracht, ehe sie sich dann für die Ausbildung zur Notfallseelsorgerin entschied. Sie weiß, wie wichtig es ist, „schlicht da zu sein“, die Situation der Betroffenen auszuhalten. Routine lässt sich dabei nicht erlangen, höchstens Erfahrung.

Entsprechenden „Respekt vor den Aufgaben“ hat Matthias Hess. Der 62-jährige Vorruheständler, bislang vom Leben reich beschenkt, wie er sagt, möchte mit dieser Aktivität „der Gesellschaft etwas zurückgeben“. An den Ausbildungsmodulen lobt er, wie sehr jeder Einzelne immer vom Team getragen wurde, „das ist nie eine One-Man-Show“. Grundsätzlich zu zweit geht es zum Einsatz, die mentale Gesundheit anderer zu stabilisieren, dabei wird keiner der Neulinge sprichwörtlich ins kalte Wasser geworfen, sondern in einer Art Eingewöhnungszeit grundsätzlich von einem erfahrenen Kollegen begleitet. „Das gibt weitere Sicherheit“; wie Andrea Stockhaus bestätigt.

Zuzuhören und da zu sein, sind wichtig in der SOS-Betreuung. Gut kommunizieren zu können – auch nonverbal – wurde ebenso geschult wie seine eigenen Kompetenzgrenzen zu kennen. „Es war eine hochprofessionelle Ausbildung mit tollen Referenten“, lobt Michael Hess. „Da war nichts von der Stange“, jenseits der Wissensvermittlung war die Atmosphäre von gegenseitigem Respekt geprägt und so „gut und verbindlich, dass innerhalb kürzester Zeit ein enges Verhältnis geschaffen wurde“. Auch das ein wichtiges Element für die zukünftigen Aufgaben.

„Ein tolles Team“, bestätigt auch Detlef Tappen, der ebenfalls Koordinator der Ökumenischen Notfallseelsorge ist – und in besagtem Gottesdienst verabschiedet wird, altersbedingt, wie der 66-Jährige sagt. Weitere Mitstreiter im Notfallsorgeteam wünscht er sich, „ich weiß wie wichtig diese Aufgaben sind“.

Drei weitere Interessierte gibt es bereits, berichtet André Carouge. Allerdings wird es nach Ausbildungsangeboten aus den Jahren 2022 und 2023 in diesem Jahr lediglich Kurse zur Weiterqualifizierung, nicht aber für Neulinge geben, wie er sagt. Offen, zugewandt und mit Gespür für tiefgreifende Fragen in der Krise, so sollte ein Notfallseelsorger sein. Regelmäßige Supervisionen sorgen dafür, dass sie es bleiben.