Winterpause für die Arbeiter
Frostige Temperaturen sorgen derzeit auf der Krankenhausbaustelle für Stillstand.
Mettmann. Stille herrscht zwischen den schweren Betonteilen und dem großen Kran. Es ist bitterkalt. Nur eine einzelne Person läuft verloren über die Decke der zukünftigen Tiefgarage. Der Polier schaut nach dem Rechten. Seit Ende Januar bewegt sich auf der Baustelle am Evangelischen Krankenhaus nichts mehr. Doch bis Ende des Jahres soll der Erweiterungsbau der Klinik fertig und eine vierte Etage auf dem Altbau abgeschlossen sein. Das Krankenhaus investiert rund 20 Millionen Euro in seine Zukunft.
Dass derzeit kein Baulärm an der Gartenstraße zu hören ist, liegt an den eisigen Temperaturen. „Bei Betonierarbeiten kommen wir bei unter minus fünf Grad Celsius in Schwierigkeiten“, sagt Bauleiter Alfred Schellewald. Zwar kann der Beton mit Isolierfolie gedämmt werden, aber auch die hat nur eine begrenzte Wirksamkeit. Schellewald: „Zurzeit sind wir mit unseren technischen Möglichkeiten am Ende.“
Trotzdem seien die Arbeiten im bisher schneefreien Winter gut vorangekommen. Damit aber nicht zu viel Zeit verloren geht, hoffen Bauleiter Schellewald und Bernd Huckels, Geschäftsführer des Krankenhauses, dass das kalte Wetter schnell vorbeigeht. Denn die Reserven des Zeitplans für die Erweiterung des Hauses sind längst „aufgefressen“, sagt Schellewald. Das liegt daran, dass im Boden vor dem Krankenhaus viele Überraschungen steckten.
Die Arbeiter stießen beim Aushub der Baugrube auf alte Bunkeranlagen und Reste des alten Rathauses, das dort einst stand. Schellewald: „Der Bauschutt musste von der Erde ausgesiebt werden.“ Ein aufwendiges Verfahren. Zudem musste der Untergrund für den Neubau mit 160 Betonpfeilern, die bis zu 19 Meter tief ins Erdreich gesetzt wurden, stabilisiert werden.
Der Kellerbereich und der größte Teil der Tiefgarage wurden bereits mit einer Betondecke geschlossen. So bald es die Temperaturen zulassen, wird der Erweiterungsbau schnell in die Höhe schießen. Schellewald: „Die Schlagrichtung geht nach oben“. Bis Ostern sollen alle Geschosse stehen. „Wir brauchen pro Etage rund zwei Wochen. Das macht bei vier Geschossen acht Wochen“, rechnet der Bauleiter vor.
So lange aber der Frost die Baustelle fest im Griff hat, bleiben die Bauarbeiter zu Hause, feiern Überstunden ab. Dennoch sind Schellewald und Huckels zuversichtlich, dass der Fertigstellungstermin Ende des Jahres, kurz vor Weihnachten, eingehalten werden kann. Die Feinarbeiten und die Neugestaltung der Grünanlagen zwischen Alt- und Neubau werden sich aber bis 2013 hinziehen.
Eine besondere logistische Herausforderung wird der Umzug des Nephrologischen Zentrums sowie der Radiologie und anderer Abteilungen in den Neubau sein. Doch dem sieht Huckels gelassen entgegen: „In Sachen Umzügen ist unser Personal schon kampferprobt.“ Die medizinische Versorgung im Evangelischen Krankenhaus werde zu keinem Zeitpunkt eingeschränkt. Notfalls müssten am Wochenende Überstunden gefahren werden, um die neuen Untersuchungs- und Behandlungszimmer einzuräumen.
Die Belastungen für die Patienten durch die Bauarbeiten sollen deutlich geringer werden. Bauleiter Schellewald ist davon überzeugt, dass die Baustelle inzwischen sogar von den Patienten gut angenommen werde, weil sie Abwechslung in den Krankenhausalltag bringe. Doch so lange der Polier allein auf dem Bau unterwegs ist, werden nur wenige Patienten an den Fenstern stehen und ihre Nasen gegen die Scheiben pressen.